Gelsenkirchen. . Zum Neujahrsfest Rosch ha-Schanah werden viele der Gemeindemitglieder in der Neuen Synagoge an der Georgstraße erwartet

„Schana tova u’metuka“, ein gutes und süßes Jahr, wünscht man sich am kommenden Wochenende in der jüdischen Gemeinde – am 14. September ist das jüdische Neujahrsfest Rosch ha-Schanah, damit beginnt das neue Jahr im Kalender der jüdischen Feiertage.

163 Tage nach dem Pessachfest

„An diesem Tag, oder besser gesagt bei Sonnenuntergang am Abend davor, beginnt das 5776 Jahr der jüdischen Geschichtsschreibung“, erklärt Judith Neuwald-Tasbach, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen. „Rosch ha-Schanah, das ist der Kopf des Jahres“, fügt sie hinzu. Und dieses Neujahrsfest findet immer genau 163 Tage nach dem ersten Tag des Pessachfestes statt.

„Traditionell reicht man sich an diesem Tag Apfelstücke in Honig, damit das nächste ein gesundes und süßes Jahr wird“, erzählt sie lachend und zeigt eine Neujahrsgrußkarte aus dem vergangenen Jahr, auf der genau so ein in Honig getränkter Apfel zu sehen ist. Jene Grüße werden am 14. September in alle Welt verschickt – und sie kommen auch aus aller Welt in der Neuen Synagoge an der Georgstraße an.

„Mit Rosch ha-Schanah beginnen die zehn ehrfurchtsvollen Tage, an denen alle Juden angehalten sind, über das eigene Verhalten und eventuelle Fehler nachzudenken. Nach zehn Tagen enden sie mit dem Versöhnungsfest Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag“, sagt Judith Neuwald-Tasbach.

Mit sich und den Anderen im Reinen zu sein

„An diesem Tag, so besagt es die Überlieferung, wird man entweder in das Buch des Lebens oder das Buch des Todes eingetragen. Deshalb sollte man darauf bedacht sein, mit sich und den Anderen im Reinen zu sein. Es ist wichtig, an diesem Tag aufeinander zuzugehen und um Vergebung zu bitten.“

An Jom Kippur gilt zudem ein strenges Fastengebot. 26 Stunden lang darf weder flüssige noch feste Nahrung verzehrt werden.

„Das ist natürlich ganz schön hart, aber es hilft dabei, über das eigene Leben nachzudenken“, betont Judith Neuwald-Tasbach, die sich auf ein Wiedersehen mit allen Gemeindemitgliedern freut. „Denn zu diesen Feiertagen kommen auch viele, die sonst nicht regelmäßig zu den Gottesdiensten kommen“, erzählt sie.

Thora-Rollen ganz in Weiß

Zum Neujahrsfest Rosch ha-Schanah, das übrigens drei Tage lang mit Gottesdiensten in der Synagoge gefeiert wird, werden die Thorarollen statt in dunkelblauem Samt in strahlend weißem Satin mit blauer Aufschrift präsentiert. „An hohen Feiertagen ist bei uns alles in Weiß“, betont Neuwald-Tasbach.

Seit 1874 gibt es eine eigenständige Jüdische Gemeinde in Gelsenkirchen. Doch wie leben unsere jüdischen Nachbarn eigentlich? Welche Feiertage sind ihnen wichtig? Das will die WAZ Gelsenkirchen mit einer Serie zu den wichtigsten jüdischen Feiertagen beleuchten.

Den Auftakt macht natürlich das jüdische Neue Jahrsfest, das am Anfang aller jüdischen religiösen Feste steht.