Gelsenkirchen. Vor sieben Jahren entdeckte Andreas Oeser eine Leidenschaft aus Kindertagen neu: die Wellensittiche. Mittlerweile lebt er mit 20 Exemplaren zusammen.
Es ist ein unscheinbares Mehrfamilienhaus in Ückendorf. Betritt man es, ist sofort klar: Hier wohnen nicht nur Menschen. Schon im Erdgeschoss hört man das Vogelgezwitscher aus der dritten Etage herunterschallen.
Dort lebt Andreas Oeser gemeinsam mit seinen rund 20 Wellensittichen. Sie haben ein Zimmer für sich, die Fenster sind mit Gittern gesichert, von der Decke hängen Äste und Volieren. „Ich hatte schon in meiner Kindheit Wellensittiche“, sagt Andreas Oeser. „Ich habe vor sieben Jahren die Leidenschaft wieder neu für mich entdeckt.“ Und er wollte es besser machen, als in seiner Kindheit. Denn Wellensittiche sind Schwarmvögel – Einzelhaltung für den Tierschützer eine Quälerei. Daher holte er sich direkt vier Sittiche, wenig später waren es sechs, dann zwölf.
"Das hat sich dann herumgesprochen"
Vor ein paar Jahren verletzte sich eine seiner Hennen und konnte auf nicht mehr fliegen. „Die Haltung mit gesunden Wellensittichen kann für den kranken Vogel gefährlich werden“, sagt der gelernte Kaufmann. „Sie wollen bei den anderen sein, klettern hoch und stürzen ab.“ Außerdem, so Oeser, würden kranke, geschwächte Tiere von den gesunden angegriffen. Also baute der 46-Jährige seinem „Fußgänger“, so werden Vögel genannt, die nicht mehr fliegen können, eine behindertengerechte Voliere. Damit sein Pflegefall nicht allein sein muss, legte er sich zwei weitere „Fußgänger“ zu.
„Das hat sich dann herumgesprochen, dass ich solche Wellensittiche halte. Es kamen immer mehr dazu“, sagt Oeser. Auch Vögel mit anderen, chronischen Erkrankungen haben nach und nach bei ihm ein neues Zuhause gefunden. „Bei einem sagte der Tierarzt, ich solle ihm noch ein paar schöne Wochen bereiten, das ist jetzt vier Jahre her, und er lebt heute noch“, lacht Oeser.
Verein Hürdenwellies gegründet
Immer wieder bekommt der Vogelfreund Anfragen. Sei es von Privatpersonen, Tierärzten oder Tierheimen – wenn es um kranke Wellensittiche geht, haben alle direkt Andreas Oeser auf dem Schirm. Doch seine Kapazität ist nicht grenzenlos. Vor einem Jahr hat er daher mit Mitstreitern den Verein Hürdenwellies gegründet. Mittlerweile hat der über 30 Mitglieder; es gibt eine weitere Pflegestation in Lübeck. „Wir hoffen, dass noch mehr Mitglieder und Pflegestellen hinzukommen“, sagt Andreas Oeser. „Man kann sich vorstellen, dass bei chronisch kranken Vögeln auch die Tierarztkosten immens hoch sind.“ Über Patenschaften, Spenden und Mitgliedsbeiträge ist es im Moment noch zu stemmen. Aber der leidenschaftliche Wellensittichliebhaber hofft auf weitere Unterstützung.