Gelsenkirchen. Rund 80 Demonstranten nahmen am Samstag an der „Pott-Demo“ der Tierschutzorganisation „die ratten“ teil. Interessierte konnten Info-Stände nutzen

Die Parole hallt aus dem schnarrenden Megafon: „Fleischboykott, Fleischboykott!“ Rund 80 Tierschützer laufen bei der „Pott-Demo“ der Tierrechtsorganisation „die ratten“ am Samstag über die Bahnhofstraße. Von den einkaufenden Menschen ernten sie hier und da irritierte Blicke. Große Banner werben für „Achtung statt Schlachtung.“ Aggressiv wolle die Tierrechtsorganisation eigentlich nicht klingen, sagt Werner Jörgensen. „Wenn wir überzeugen wollen, dann dürfen wir nicht angreifen“, sagt der Aktivist aus Mülheim.

In den 1990er Jahren hielten „die ratten“ regelmäßig Kundgebungen ab, doch dann wurde es ruhiger um die Organisation. „Heute ist jeder aufgeklärt zu Massentierhaltung, Pelzhandel oder Tierversuche“, sagt Birgit Grümmer, Mitglied der ersten Stunde.

„Aber es ist noch lange nicht alles gut, und so müssen wir wieder auf die Straße.“ Schwammige Regularien zu Testreihen in der Kosmetik-Branche oder krebserregende Rückstände bei der Lederherstellung, das alles seien Themen, auf die die Tierschutzaktivisten bei ihrer Demonstration aufmerksam machen wollen.

Info-Stände und Zitronenkuchen

Lösungsvorschläge zu den Problemen bieten die Tierrechtler bei den gut besuchten vierzehn Info-Ständen an. „Barbarisch und nutzlos“ prangern „Ärzte gegen Tierversuche“ den Einsatz von Hunden im Bereich Herz-Kreislauf Forschung und Zahnmedizin an. Daneben ein Stand, der Kindern näher bringen möchte, was Zoo- und Zirkushaltung für Tiere bedeutet. Bei Danny gibt es Zitronenkuchen und Muffins. „Einfach das Ei durch Soja ersetzen, und schon kann gebacken werden.“

Sie selbst ist seit über zwei Jahren Veganerin. „Ethisch bedingt, ich wollte keine Tiere mehr essen und habe meine Ernährung von heute auf morgen umgestellt“. Organisator Jörgensen ist vor dreißig Jahren erst Vegetarier geworden und hat später ganz auf Tierprodukte verzichtet. Von Vitamin-Mangel gebe es keine Spur:„Ich bin 66 Jahre alt und meine Blutwerte sind vollkommen normal, ich bin kerngesund.“

Pelz komme wieder auf den Markt

Über einige Erfolge der frühen „Pott-Demos“ freue er sich heute noch. „Hier in der Bahnhofsstraße gab es damals zwei Pelzgeschäfte, die sind jetzt weg“. Auch in Filmen trage heute, wenn überhaupt, nur noch der Bösewicht einen Pelzmantel. „Als ich jung war, hüllte sich noch die hübsche Hauptdarstellerin in einen geschmeidigen Nerz.“

Doch Pelz komme durch die Hintertür der Accessoires wieder auf den Modemarkt, sagt Achim Betticher. Der Aktionsgruppenleiter Rhein-Ruhr von „Animals United“ steht vor den großen Fotografien von gequälten Zuchttieren der Pelzbranche. „Die meisten jungen Mädels wissen gar nicht, wo der Echt-Pelz-Bommel ihrer Mütze herkommt.“