Gelsenkirchen. Ein Opfer der Messerstecherei in einer Asylunterkunft ist seinen schweren Verletzungen erlegen. Anwohner berichten von katastrophalen Zuständen.

Bluttat in Gelsenkirchen: Am Donnerstag, 21.30 Uhr, kommt es in der Asylbewerberunterkunft an der Heistraße in Erle zu einer Messerstecherei. Ein 19-Jähriger stirbt durch einen Stich ins Herz, ein Notarzt hatte den Algerier zuvor noch reanimiert. Er stirbt kurz darauf im Bergmannsheil. Ein 33-Jähriger kommt mit einer üblen Stichwunde im Oberschenkel ins Marienhospital Buer.

„Der Teufel kommt“ steht auf Englisch an einem aufgesprühten Pentagramm im Treppenhaus des maroden Backsteinbaus. In den Gängen: durchgesessene Couchgarnituren, Einkaufswagen, volle Windeln. Zwei Kriminalbeamte suchen die Wohnung in der zweiten Etage nach Spuren ab. Auskunft geben „dürfen wir nicht“, sagen sie.

Offener sind zwei junge Männer mit albanischen Wurzeln. Einer von ihnen wohnt hier. Der andere, schmächtig, kommt hier oft vorbei, „um für meine Landsleute zu dolmetschen“. Sie warten auf einen Bekannten, ebenfalls Albaner. Ihn hatte die Polizei am Donnerstagabend mitgenommen, nachdem er vom „Fußballtraining heim kam“. Die Polizei hatte ihn anfangs zum Kreis der Verdächtigen gezählt, Freitagmittag wurde er, so Polizeisprecher Olaf Brauweiler, wieder auf freien Fuß gesetzt.

Polizei sucht nach unbekanntem Dritten

Oft sei es laut in der Wohnung der Algerier geworden, erzählt der größere, drahtige Albaner. Zu zweit oder zu dritt seien sie stets da drin gewesen, hätten viele Handys gehabt. Die Tat habe er nicht mitbekommen, sagt der junge Mann. „Ich kam gerade von Rewe um die Ecke vom Einkaufen, da war hier schon überall Polizei.“ Wie zum Beweis zeigt er ein Handyfoto des Bons: 21.35 Uhr.

Einen möglichen unbekannten Dritten sucht die Polizei. Derzeit konzentrieren sich die Ermittler auf den 33-jährigen Verletzten, er stammt wie das Opfer aus Algerien.

Gregor Achtelik und Vladimir Simon machen sich Sorgen. Seit elf Jahren wohnt der 48-Jährige im Haus gegenüber des früheren Obdachlosenheims, der 75-Jährige seit zwei erst. „Die Polizei ist hier Dauergast“, erzählt Achtelik. Mal wegen Schlägerei, mal wegen Brandstiftung. „Und jetzt Mord. Meine Tochter hat Angst, vor die Tür zu gehen.“ Er überlege, ob er Mietminderung geltend mache. Wegen der Gegend – sie sei gefährlich. Vladimir Simon nickt traurig.