Gelsenkirchen. . Die schwedischen Schwermetaller Sabaton feiern im Amphitheater Gelsenkirchen ein feucht-fröhliches Fest. Das Motto des total verregneten Tages lautet: Noch ein Bier!
„Kumma“, präsentiert der Mann mit dem Irokesenschnitt in der Schlange am Einlass seinem Kumpel das Smartphone: „Die Weicheier vom Juicy Beats haben ihre Party wegen ein bisschen Wind und Wasser abgesagt.“ Kopfschütteln beim Nebenmann: „Das kann uns nicht passieren.“ Was die beiden in Einweg-Friesennerz gehüllten Fans nicht wissen: Auf Veranstalterseite hat man sich zumindest darauf vorbereitet, das „Noch ein Bier“-Fest im Amphitheater ob der Großwetterlage kurzfristig abzusagen. Doch anstatt Ultima Ratio zu betreiben, beschränkte man sich darauf, die Show etwas zu reduzieren und sich von Sturm und Regen nicht die Laune vermiesen zu lassen.
Die Show von Sabaton
Wobei Stimmung bei Sabaton seit jeher nie ein Problem war und sicher nie eines wird. Der skandinavische Fünfer um Frontderwisch und Chef-Grinsebacke Joakim Brodén präsentierte sich auch am Samstag gewohnt agil, poste, was die Armeebuxe hergab und tat sein Bestes, die Fans die Stunden das Wartens im mal mehr mal minder strömenden Regen vergessen zu machen.
Und auch wenn eingangs von „abgespeckter Show“ die Rede war, zogen Sabaton vielleicht nicht alle, aber dennoch genügend Register. Aus dem Schlagzeugpanzer von Hannes Van Dahl schießen Blitze hervor, ständig knallt’s und dichte Feuersäulen schnellen gen Himmel – Flammen gegen das Unwetter.
Sabaton-Sänger erstaunt
Ob der beeindruckenden Kulisse aus zig tausenden in bunte Regencapes gehüllten Fans, die jede Note vom ersten Ton an lautstark mitgröhlten, kam der Sabaton-Sänger aus dem Staunen nicht mehr heraus, schüttelte regelmäßig ungläubig mit dem Kopf, um anschließend ein noch breiteres Grinsen aufzulegen. Sicherlich, auf Festivals bekleidet man schon seit einigen Jahren prominente Positionen, aber dass mehrere tausend Fans zum Konzert kommen, ist auch im Hause Sabaton (noch) etwas Besonderes.
Zum Dank hagelte es Hits und nochmals Hits. Dabei wurden bekannten Hymnen wie „Ghost Division“, „Carolus Rex“ oder „Primo Victoria“ ebenso frenetisch abgefeiert wie Elaborate jüngeren Datums wie etwa „No Bullets Fly“.
Powerwolf als Vorprogramm
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Auch in Sachen Vorprogramm haben sich Sabaton nicht lumpen lassen und mit „Powerwolf“ die aktuell angesagtesten Chartstürmer aus dem Hardrock auf die Bühne gestellt. Die kommen zwar nicht gänzlich ohne Klischees durch ihre einstündige Spielzeit („Wir kämpfen für den Metal und wir wollen, dass ihr mit uns kämpft!“) und wollen sich ob reduzierter Show auch partout nicht bei ihrem Tun fotografieren lassen; aber sei es drum, die Gemeinde zelebrierte die „Werwolves of Armenia“.
Ansonsten gab es mit den finnischen Waldschraten von „Korpiklaani“ Unterhaltsames zu bestaunen, bei „Civil War“ musikalisch Zweifelhaftes und an der Grenze zur Realsatire Kratzendes zu hören und mit „Bloodbound“ schlichtweg Belangloses zu vergessen.
Alles in allem dürfen Sabaton nächstes Jahr erneut zum Bierfest laden – dann aber doch bitte bei angenehmerer Witterung.