Gelsenkirchen. Das kleine Gewässer ist bislang vor allem ein Abwasservorfluter. Im Zuge des Generationenprojekts Emscherumbau wird der Bach bis Ende 2015 umgebaut.
Bislang war der Sellmannsbach auf seinem kurzen Weg durch die Stadt zur Emscher nicht mehr als eine Abwasservorfluter. Auf seinen letzten Metern ist der fünf Kilometer lange Bachlauf nun ein Stauraumkanal – hier trennen sich in einem so genannten Entlastungsbauwerk unmittelbar am Rhein-Herne-Kanal künftig Regenwasser und schmutziges Abwasser. Letzteres fließt zur Reinigung in die Kläranlage Bottrop, während das Regenwasser die Emscher speist.
3,60 Meter Durchmesser hat der Abwasserkanal. Auf 320 Metern Länge wurde er mit den dazugehörigen Schachtbauwerken in offener Bauweise im Bereich der Alfred-Zingler-Straße fertiggestellt. Das Finale des Bachumbaus steht in diesem Bereich in diesen Tagen an. Es ist der Teil-Abschluss eines Jahrhundertprojekts. Die Emschergenossenschaft befreit den Fluss, über Generationen nicht mehr als ein offener Abwasserlauf für das nördliche Revier, vom Schmutzwasser. Die Emscher, so das Ziel, soll zum Ende dieser Dekade wieder sauberes Wasser führen, in Teilen sogar einen halbwegs natürlichen Lauf erhalten. Dafür hat die Emschergenossenschaft auch links und rechts des Flusslaufs zahlreiche Baustellen aufgemacht: wie am Sellmansbach.
Durchflutung ab 2017/2018
Das Entlastungsbauwerk ist fertig, ebenso der – mit einem Innendurchmesser von 1,60 Metern hier geringer dimensionierte – Anschlusskanal, der Abwasser aus dem Stauraumkanal ableitet. Unter dem Rhein-Herne-Kanal durch fließt das Abwasser künftig in den großen Hauptsammler, der die Emscher nach der Fertigstellung von Dortmund bis Dinslaken flankiert und bald den Dreck des Reviers aufnimmt.
Der „Emscherschnellweg unter Tage“ wird ab 2017/2018 durchflutet. Erst danach wird auch das Sellmannsbach-System an den Start gehen können. „Angedockt“ ist der Bach allerdings schon. Die Anschlüsse sind fertig gestellt. Denn die Emscher von Abwasser zu befreien, bedeutet eben auch, ihre Zuflüsse zu „reinigen“.
35 Tonnen schwere Rohre
Der Bach-Umbau im Bereich Alfred-Zingler-Straße hat im Juli 2013 begonnen. Nun ist die Emschergenossenschaft hier auf der Zielgeraden. Weitere Bauabschnitte werden folgen. In Etappen geht es gegen die Fließrichtung hoch zur Quelle.
Im Gesamtkomplex ist der Sellmannsbach trotz 8,5 Millionen Euro Baukosten nur ein „Tropfen“ im Fluss der Emscher. Rund 4,5 Milliarden Euro sind für den Emscherumbau insgesamt veranschlagt. Bislang sind weit über 3 Mrd. Euro investiert – unter anderem für (am Ende) insgesamt 400 Kanalkilometer an der Emscher und ihren Zuflüssen. Der Zuschlag für den zentralen Bauabschnitt ging 2012 an die Frankfurter Firma Wayss & Freytag. Für gut 423 Millionen Euro realisiert das Unternehmen die 35 Kanal-Kilometer, mit denen künftig die Emscher zwischen Dortmund und Bottrop vom Abwasser befreit werden soll. Für die Gesamtstrecke müssen insgesamt 46.970 Meter an Stahlbetonrohren aufgefahren werden, die von rund 50 Arbeitskräften im extra aufgebauten Rohrwerk in Schalke noch bis Ende 2015 produziert werden. Die Innendurchmesser der Rohre reichen dabei von 30 Zentimeter bis 2,80 Meter – der größte Außendurchmesser beträgt 3,60 Meter. 35 Tonnen wiegen die Großrohre. Pro Stück.