Gelsenkirchen. „Auf die Koffer - um die Welt“ ist ein Stück, das Zuwanderern den Zugang in die Berufswelt erleichtern soll. Das Spiel profitiert von persönlichen Bezügen.

An die 100 Menschen sitzen erwartungsvoll auf blauen, aufgereihten Stühlen im „Stadt.bau.raum“ in der Boniverstraße in der Feldmark, dem renovierten Zechengebäude Oberschuir. Rechts und links der Bühne hängen gemalte Porträts. Am Dienstagabend präsentierten hier elf Menschen verschiedener Nationen und Kulturen das Theaterstück „Auf die Koffer - um die Welt“.

Zuwanderer und Menschen mit Migrationshintergrund aus Ländern wie der Türkei, Afghanistan und Griechenland bilden die Hauptakteure des Schauspielprojekts. Bei der pädagogischen Theaterarbeit für die Teilnehmer verschiedener Altersklassen geht es darum, die deutsche Sprache zu verbessern, verschiedene Fähigkeiten zu schulen und dadurch einen besseren Einstieg in die Berufswelt ermöglicht zu bekommen. Das Projekt „mund:ART“ hat das Schauspiel ins Leben gerufen.

Eine Reise durch verschiedene Nationen und Kulturen

Gemeinsam wurden im Vorfeld durch die Zusammenarbeit individuelle berufliche Wege erarbeitet, geplant und umgesetzt. Job- und Theatercoaching spielten dabei eine wesentliche Rolle. Unterstützt wird das Projekt vom Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen (IAG).

Die Aufführung in der Halle ist kostenfrei, allerdings kann gespendet werden. Das Stück ist eine Reise durch verschiedene Nationen und Kulturen mit autobiografischen Bezügen. Zu Beginn stellen sich die Akteure auf deutsch und in ihrer Muttersprache vor. Immer wieder werden Textpassagen in verschiedenen Sprachen in das einstündige Stück eingebracht. Videosequenzen der Schauspieler und die schauspielerische Leistung auf der Bühne vermittelten Wissen über die Länder – teils lustig, oft ernst. Gesang und Tanzeinlagen sorgen für Abwechslung. Die Teilnehmer schlüpfen in verschiedene Rollen, sind Flugzeugkapitän, Flugkartenkontrolleur oder Hotelfachfrau.

Zufriedene Teilnehmer

Ihre Zukunftswünsche machen sie deutlich: „Ein gutes Leben mit meiner Familie und Frieden für Syrien“, „Gesundheit“, „gute Arbeit“, „meine Kinder bald zu sehen“ formulieren sie. Auch das Publikum wird einbezogen und stimmt bei „Hakuna Matata“ mit ein, das aus dem Afrikanischen übersetzt heißt: „Es gibt keine Probleme“.

Der Regisseur und Theaterpädagoge Thorsten Essentraut scheint zufrieden: „Die Truppe hat das super gemacht. Ich bin echt stolz, auch weil die Teilnehmer viele eigene Ideen und viel Arbeit miteingebracht haben.“

Viel Spaß hatte Projektteilnehmerin Azime Gündüz: „Die Theaterleitung war manchmal streng, aber wir haben auch viel gelacht. Ich habe viel Neues erfahren durch die Zusammenarbeit mit Menschen verschiedener Kulturen“, erzählte die 28-Jährige mit türkischen Wurzeln. „Die Schauspielarbeit hat mir sehr geholfen. Ich konnte mich in der deutschen Sprache verbessern und bin viel selbstbewusster geworden.“