Gelsenkirchen. . Lehrer , Eltern, Verwaltung und Politik scheinen ungewohnt einig: Der erste Schritt von der Real- zur Gesamtschule ist an der Gertrud-Bäumer getan.

Der erste Schritt auf dem Weg zur zweiten Gesamtschule in Gelsenkirchen-Mitte ist gemacht. Nachdem sowohl die Lehrer- als auch die Schulkonferenz der Gertrud-Bäumer-Realschule beschlossen, „die Stadt und die Schulaufsicht zu ermuntern, mit der Schule über die Einrichtung einer Gesamtschule in einen offenen Dialog einzutreten“, zeigen sich auch die großen Ratsfraktionen offen für den Wandel.

SPD und Grüne hatten ohnehin eine weitere Gesamtschule in Alt-Gelsenkirchen auf der Agenda. Und auch die Verwaltung sieht aufgrund der alljährlich hohen Zahl von Ablehnungen von Gesamtschulen mangels Platz längst einen klaren Bedarf an einer weiteren Gesamtschule. Nun geht es nicht einmal um die Einrichtung einer zusätzlichen, sondern „nur“ um die Umwandlung einer bestehenden Schule, und dem scheint nichts entgegen zu stehen.

Auch Erle hatte als Realschule die Umwandlung selbst gewünscht

Ähnlich verlief die Entwicklung in Erle. Auch dort hatte sich die Realschule die Umwidmung selbst gewünscht. Im Schnitt erringen laut Schulleitung an der Gertrud-Bäumer-Realschule ohnehin jährlich 60 Prozent der Schülerschaft der zehnten Jahrgänge die Qualifikation für den Besuch der gymnasialen Oberstufe. Dies quasi im eigenen Haus zu ermöglichen, erscheine da nur folgerichtig.

Stadtrat Dr. Manfred Beck will bei der Planung möglichst alle „mitnehmen“.
Stadtrat Dr. Manfred Beck will bei der Planung möglichst alle „mitnehmen“. © WAZ

„Wir haben die Informationsvorlage bewusst zu einem so frühen Zeitpunkt in den Ausschuss gegeben, um alle mitzunehmen“, erklärt Bildungsdezernent Dr. Manfred Beck. Derzeit prüfe eine Arbeitsgemeinschaft aus Schule, Verwaltung und Bildungsbüro die räumlichen Voraussetzungen. Schon jetzt sei klar, dass die Augustastraße einbezogen werden müsse, da die Räume an der Gertrud-Bäumer nicht ausreichten. Das pädagogische Konzept soll eine AG unter Beratung der Gesamtschule Erle erarbeiten.

Aktuelle Klassen dürften nicht mehr davon betroffen sein

Aktuelle Klassen dürften von dem Wandel nicht mehr betroffen sein. Auch in Erle lässt man die neue Schulform von unten wachsen, obwohl einige Eltern sich die sofortige, komplette Umwandlung gewünscht hätten. Mit dem Start ist frühestens 2017 zu rechnen. Der Prozess ist ein aufwändiger, der Fachdezernent der Bezirksregierung ist aber bereits eingebunden.

Ulrich Jacob (SPD) will den Schulen freie Hand lassen bei der Entwicklung.
Ulrich Jacob (SPD) will den Schulen freie Hand lassen bei der Entwicklung. © Privat

Ulrich Jacob, bildungspolitischer Sprecher der SPD, freut sich, dass mit einer weiteren integrativ arbeitenden Schule ein weiterer Punkt aus dem SPD-Wahlprogramm erfüllt werde. „Wir wollen die Initiative der Schule positiv begleiten.“ Eine Gefährdung der Gesamtschule Ückendorf sieht er nicht. Eine Kooperation mit der neuen Gesamtschule in der Oberstufe sei erstrebenswert, aber das wolle man allein den Schulen überlassen.

David Fischer, bildungspolitischer Sprecher der Grünen, freut sich ebenfalls über das zusätzliche integrative Angebot. Für ihn ist aber wichtig, dass die Gesamtschule Ückendorf dadurch nicht gefährdet wird, zumal sie sich gerade sehr positiv entwickele. Eine Kooperation in der Oberstufe, etwa eine gemeinsame Oberstufe an der Augustastraße, erscheine ihm ausgesprochen sinnvoll.

Für Klaus Hermandung (CDU) zählt vor allem der Elternwille.
Für Klaus Hermandung (CDU) zählt vor allem der Elternwille. © WAZ FotoPool

Elternwille geht vor

Auch Klaus Hermandung (CDU) betont, dass der Elternwille vorgehe. Wenn die Gremien an der Schule und die Eltern sich den Wandel wünschten, werde man sich nicht dagegen stellen. Eine Fraktionsmeinung zum konkreten Fall gebe es allerdings noch nicht. Er persönlich wundere sich nur über das Votum an der Gertrud-Bäumer, da ihn vor einiger Zeit eine Elternvertreterin angesprochen habe, die gegen eine solche Umwidmung war.

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