Gelsenkirchen. . Für den Kinostreifen „Der Olivenbaum“ war ein deutsch-spanisches Team sieben Tage lang in Gelsenkirchen unterwegs.
„Bitte gehen Sie rasch weiter, hier wird gedreht!“ Der Passant wirft noch rasch einen verwunderten Blick auf den Eingang des Hans-Sachs-Hauses und das große, schicke Firmenlogo „RRR Energy International“ und folgt dann flugs den Anweisungen des Sicherheitspersonals. Hollywood-Fieber mitten in Gelsenkirchen: Eine Woche lang mutierte das Rathaus zur opulenten Filmkulisse für den spanisch-deutschen Kinostreifen „Der Olivenbaum“.
Anwohnerin spielt mit
Das Areal rund ums Hans-Sachs-Haus: ab 17 Uhr Sperrgebiet für das über 60-köpfige Filmteam und die mehr als 200 Komparsen. Sieben große Lkw und rund 15 Kleinbusse und Autos belegten die Plätze rund um den Drehort, lieferten Kameras, Mikros, Technik, Kostüme an. Die Anwohner spielten vorbildlich mit. „Wir haben vorher alle informiert, schließlich drehen wir täglich bis morgens um fünf Uhr in der Frühe“, freute sich am Donnerstagabend Viola Fügen (34), die Produzentin des Films, über den reibungslosen Ablauf. Eine Bürgerin stellte gar ihr Wohnzimmer zur Verfügung und durfte dafür als Statistin mitspielen. Nur zwei Mal habe es Beschwerden gegeben.
Die Begeisterung für das Projekt überwiegt deutlich. „Brauchen Sie noch einen Komparsen?“ Ein junger Mann hat sich aufs Filmgelände geschlichen und zieht enttäuscht wieder von dannen: Denn schon am heutigen Samstag sind die Dreharbeiten in Gelsenkirchen abgeschlossen. Es folgen noch wenige in Düsseldorf, dann wird rund drei Monate geschnitten und im Frühjahr oder Herbst wird der Film in die deutschen Kinos kommen. Produziert wird der Streifen von der Kölner Firma Match Factory Productions und dem Madrider Produzenten Morena Films.
Metapher für Traditionsverluste
Die vielfach preisgekrönte, spanische Regisseurin Icíar Bollaín zieht sich die Kapuze über den Kopf. Am Abend wird’s kühl in der City und gedreht wird die ganze lange Nacht durch. „Wir machen einen Familienfilm mit politischem Anspruch“, erzählt sie. Eine spanische Familie verkauft ihren über 2000 Jahre alten Olivenbaum an einen Düsseldorfer Energiekonzern. Der Großvater ist verzweifelt, die Enkelin versucht, den Baum zurückzuholen.
„In Spanien werden tatsächlich solch’ alte Bäume verkauft, das ist ein wahres Problem“, sagt die 48-Jährige. So diene der Olivenbaum als Metapher für eine Tradition, die zunehmend dem Profit zum Opfer fällt. Derweil flanieren vorm Hans-Sachs-Haus die Komparsen im Business-Anzug und mit Aktentasche und Handy. Sven aus Düsseldorf, ein erfahrener Laiendarsteller, ist einer von ihnen. „Etliche kommen aber auch aus Gelsenkirchen“, freut sich Produzentin Viola Fügen.
Ohnehin sei die Stadt sehr hilfreich gewesen bei dem Projekt, für das Location-Scouts eigentlich schon ein Objekt in Köln ausgesucht hatten. „Aber“, sagen Fügen und der spanische Produzent Juan Gordon unisono, „das Hans-Sachs-Haus hat uns alle auf Anhieb begeistert.“ Dennoch war der logistische Aufwand von der Statikberechnung des Baumes bis hin zum Brandschutz riesig, bevor es los ging.
Die Produzenten sind optimistisch, dass „Der Olivenbaum“ 2016 auch in Gelsenkirchen in die Kinos kommen wird.