Der Turm von St. Maria Himmelfahrt in Rotthausen ist stumm. Noch vor vier Tagen läuteten die Glocken dreimal täglich. Jetzt ist schluss, weil ein Hängeeisen kaputt ist. Eine Reparatur? Ist zu teuer, sagt die Kirche

Wo die Glocken hängen, das weiß Rolf-Ulrich Schäfer nur zu gut. Seit rund einem Jahr sorgt er dafür, dass sie in der Kirche St. Maria Himmelfahrt in Rotthausen dreimal täglich läuten. Als die Kirche letztes Jahr im Juni still gelegt wurde, da war das noch gar nicht selbstverständlich. Da gründete sich die Interessengemeinschaft zum Erhalt des Glockengeläutes, der auch Schäfer angehört. Ihr Ziel: „Wir wollten das für den Stadtteil Rotthausen charakteristische Glockengeläut erhalten.” Also erstellten die fünf Mitglieder eine Läuteordnung. „Wir haben uns mit dem Glockendienst abgewechselt. Wer Läutdienst hatte, der ging unten in die Sakristei der Kirche und betätigte die entsprechenden Knöpfe.” Ehrenamtlich, versteht sich, und an Werktagen immerhin dreimal täglich im Wechsel. Umso enttäuschter zeigt sich Schäfer ob der jüngstenEntwicklungen: Seit vier Tagen nämlich ist der Turm von St. Maria Himmelfahrt stumm. „Ein Hängeeisen im Glockenturm ist kaputt”, erklärt Christian Gerhardus. Der Verwaltungsleiter der Pfarrei Propstei St. Augustinus betont, dass durch den Defekt ein hohes Sicherheitsrisiko bestehe. „Und man weiß nicht, was an dem Schaden sonst noch alles dran hängt.” Ein Kostenvoranschlag habe ergeben, dass eine Reparatur um die 1600 Euro kosten würde. „Und ich denke nicht, dass es bei diesen Kosten bleiben wird.” Mit der Wartung der Glocken, bestätigt auch Glockenfreund Schäfer, stehe es ebenfalls nicht zum besten. Jedenfalls, stellt Gerhardus fest, habe die katholische Kirche das benötigte Geld für die Reparatur zurzeit nicht. „Die Glocken werden bis auf Weiteres stumm bleiben.” Ob ein privater Sponsor einspringen könne oder eine Spende helfen? Gerhardus zeigt sich skeptisch. „Man muss sich ja auch fragen, inwieweit eine Investition hier überhaupt noch sinnvoll ist.” Eine Umnutzung des ehemaligen Kirchengebäudes ist nämlich nicht in Sicht. „Das Gebäude steht ja unter Denkmalschutz.” Die Möglichkeiten sind also begrenzt. „Es wäre aber schön, wenn wir eine sinnvolle Verwendung dafür finden würden.” Doch auch wenn das geschieht: Dass die Glocken von St. Maria Himmelfahrt jemals wieder läuten werden, ist offensichtlich ziemlich unwahrscheinlich. Rolf-Ulrich Schäfer von der Interessengemeinschaft formulierte für unsere Zeitung Gründe, warum man darüber vielleicht nochmal nachdenken sollte: „Das aufeinander abgestimmte Geläute von St. Maria Himmelfahrt und der ev. Kirche Rotthausen stellten - neben ihren althergebrachten liturgischen und profanen Funktionen - ein wichtiges akustisches Identifikationsmerkmal des gesamten Stadtteils Rotthausen dar.”