Gelsenkirchen. Alfia Kamalova singt seit sieben Jahren mit großem Erfolg am Musiktheater. Tägliche Proben und Stimmbildung.

Ob als Gilda in Rigoletto, als Papagena in der „Zauberflöte“ oder als Susanna im „Figaro“: Das Publikum liebt sie in jeder Rolle. Sopranistin Alfia Kamalova begeistert das Publikum des Musiktheaters im Revier seit nunmehr sieben Jahren in zahlreichen Produktionen mit ihrem geschmeidigen und warm funkelnden Sopran und ihrer mitreißenden Spielfreude. Im Juni gab es für die Leistung der 35-Jährigen die Belohnung: Sie erhielt den Publikumspreis der Theatergemeinde.

„Diese Auszeichnung bedeutet mit sehr viel“, gesteht die gebürtige Lettin am Ende der Spielzeit im WAZ-Gespräch. „Gerade, weil sie vom Publikum kommt. Dieser Zuspruch tut gut.“ Inzwischen steht der Preis, eine Skulptur des Gelsenkirchener Künstlers Christian Stork, im Wohnzimmer der Künstlerin. Einem Ort, an dem die Musik zu Hause ist, denn die Sängerin ist mit einem Musiker der Neuen Philharmonie Westfalen verheiratet.

Gestartet als Hoffnungsträgerin

Dabei war der Sopranistin die Musik nicht in die Wiege gelegt worden. Beide Eltern arbeiten als Ingenieure und fühlen sich eher den kühlen Naturwissenschaften zugetan. Alfia Kamalovas Herz und Leidenschaft aber gehören den schönen Künsten. Im Alter von sechs Jahren begann sie zunächst das Klavierspiel, aber schon im Kindergarten wusste man: „Ich hatte einfach eine schöne Gesangsstimme.“ Damit aus diesem Pfund am Ende auch eine echte Karriere erwuchs, standen einige glückliche Umstände Pate. Eine aufmerksame Lehrerin zum Beispiel. Schon mit 13 Jahren fand sich eine gute Pädagogin und bereits mit 16 Jahren konnte Kamalova ein Studium beginnen. Später studierte sie an der Musikakademie in Tallinn, wechselte dann an die Sibelius Akademie in Helsinki und absolvierte Meisterkurse bei Maria Venuti, Monica Groop und Tom Krause.

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich auch der Vater damit abgefunden, dass aus seiner Tochter eine Künstlerin werden würde: „Am Anfang waren die Eltern nicht begeistert davon, inzwischen sind sie sehr stolz“, lacht die Mutter einer vierjährigen Tochter. Alfia Kamalova lebt seit 2005 in Deutschland und fühlt sich in Gelsenkirchen zu Hause. Einmal im Jahr kommen auch die Eltern aus Estland zu Besuch.

Dem hoffnungsvollen Nachwuchstalent bot das Stadttheater Gießen ab 2005 ein erstes Forum mit einem festen Engagement. Auch das ein Glücksfall: „Bei einem Gesangswettbewerb in Dresden wurde jemand aus Gießen auf mich aufmerksam.“ Hier erlernte sie dann auch die deutsche Sprache blitzschnell in nur wenigen Monaten. Denn das Stimmwunder ist auch ein Sprachtalent, spricht neben ihren Heimatsprachen Tartarisch und lettisch auch fließend englisch, russisch, finnisch und eben deutsch.

Im Jahre 2007 sang sie dem damaligen Intendanten des Nationaltheaters Weimar, Michael Schulz, für Gelsenkirchen vor – und bekam den Zuschlag. Auch den empfindet sie als Glücksfall: „Schulz baut meine Stimme mit jeder neuen Partie auf.“ Stimmpflege ist für die Sopranistin tägliche Pflicht. „Die Muskulatur muss geschmeidig bleiben.“ Vor Auftritten redet sie wenig, konzentriert sich, treibt Sport, um fit zu bleiben. Auf die Bühne geht sie dann „ohne Stress, aber mit sehr viel Freude“. Denn Musik, sagt sie, „macht einfach unbeschreiblich glücklich“.