Gelsenkirchen. Edu wechselt von der Zoom Erlebniswelt in Gelsenkirchen zum Zoo Krefeld. Der Robbenbulle bekommt dort seinen eigenen Harem. Und kann dort für Nachwuchs sorgen.

Ganz geheuer ist Edu die Holzkiste nicht. Zwar schwingt der riesige Seelöwenbulle seinen massigen Körper erstaunlich behände in den Transportverschlag, zunächst noch bleiben die mit scharfen Krallen bewehrten Schwanzflossen allerdings außen vor. Revierleiter Markus Tekampe und sein Krefelder Kollege Benjamin Harer kratzen sich nachdenklich am Kopf. So schließt die Tür natürlich nicht.

Revierleiter Markus Tekampe und Tierärztin Dr. Pia Krawinkel überwachen das Verladen.
Revierleiter Markus Tekampe und Tierärztin Dr. Pia Krawinkel überwachen das Verladen. © Funke Foto Services

Der Zoo-Tierpfleger vom Niederrhein witzelt: „Das Ende sollte nicht hier bleiben, sonst müssen wir bei uns Schilder aufstellen: ‘Edus Schwanz können Sie in Gelsenkirchen sehen.’“

Training und Eingewöhnung

Die Sorgen sind am Ende unbegründet. Es ist nur ein kurzes Zögern, schließlich hat das Zoom-Team um Tierärztin Dr. Pia Krawinkel das gut 2,50 Meter lange Meeresraubtier seit einer Woche an die Tranportkiste gewöhnt. Mal mit Leckerchen zur Belohnung, also (Tinten-)Fisch, mal ohne, also nur mit einem Pfiff aus der Pfeife und Lob aus dem Munde – ein gängiges Prozedere, um Zootiere zu trainieren, etwa damit sie für medizinische Untersuchungen stillhalten oder einen Platz einnehmen.

Und so fällt die Tür hinter dem elfjährigen Robbenbullen flugs ins Schloss, hebt ein Radlader die 250 Kilogramm Kampfgewicht auf einen Laster. Mit dem geht es zum Zoo Krefeld, Edus neuem Zuhause. Denn in Gelsenkirchen kann er nicht bleiben.

Hintergrund des Umzugs

19 Seelöwen beherbergt der Zoom. Das Sagen in der Gelsenkirchener „Alaska“-Kolonie hat Seelöwe „Paris“ (20). Doch dem König(-ssohn) genügt – wir bemühen an dieser Stelle mal ein antikes Bild – nicht eine schöne „Helena“, nein, er beansprucht gleich alle 17 für sich.

Tierärztin Dr. Pia Krawinkel versucht den Bullen in seiner Box zu beruhigen.
Tierärztin Dr. Pia Krawinkel versucht den Bullen in seiner Box zu beruhigen. © Funke Foto Services

Das führt unweigerlich zu einem erbitterten, blutigen Kampf um den Thron und um die Gunst des weiblichen Geschlechts, insbesondere jetzt. Denn es ist gerade Paarungszeit. „Edu hat es dort besser, hier hätte er sonst allein in einem kleinen Gehege im Hinterhof gelebt“, erklärt Revierleiter Markus Tekampe. Abgetrennt war Edu bereits, und mit ihm vier Weibchen, die in Zukunft im niederländischen Safari-Park Emmen die Zucht nach vorne bringen sollen. Wann genau, ist noch offen.

Zukunft des Robbenbullen

Im Krefelder Zoo findet Edu, der mehr Temperament als sein älterer Artgenosse Paris hat, nicht so viele Artgenossen vor wie in Gelsenkirchen. Es sind derer nur zwei. Die Weibchen Annie und Kitai, beide jugendliche drei Jahre alt. Am Niederrhein, so ist zu hören, will man den Seelöwen eine neue, großzügigere Anlage einrichten. Noch gehe es da eher beengt zu.

Und damit das Mehr an Raum mit mehr Leben gefüllt wird, ist Edu gefragt. Heißt: Der Seelöwe darf für Nachwuchs sorgen. Das ist ihm ihn Gelsenkirchen bislang ja verwehrt geblieben.