Gelsenkirchen. Die Selbsterfahrung gehörte Montag zum praktischen Angebot des Aktionstages „100 % (er)Leben“ der Fachstelle für Suchtvorbeugung und ihrer Partner.
Diese Brille haut richtig rein: Von Null auf 1,3 Promille in einer Sekunde – da kriegt der Mensch weiche Knie und torkelt. Stocknüchtern im Rauschzustand. Carsten Jahns, Verkehrsicherheitsberater der Polizei, ist bei jedem Selbstversuch dabei.
Zur Auswahl hat er auch noch den 0,8 Promille-Zustand in Tageslicht- und Dunkelvariante. Der Rauschbrillenparcours ist eins von vielen Angeboten an diesem Montag auf dem Neumarkt. „100 % (er)Leben“, die Kampagne zur Suchtvorbeugung, bindet das Interesse von Passanten und Schülern an den Neumarkt. Für letztere Zielgruppe war die vierte Auflage des Aktionstagstages eigens in die Unterrichtszeit vorverlegt worden.
Aufklärung statt Abschreckung
54 Kooperationspartner haben die Fachstelle für Suchtvorbeugung (Drogenberatung Kontaktcentrum), die die Kampagne maßgeblich vorbereitet hat, die Stadt und der Präventionsrat mittlerweile. Und das sieht man: Bethel regional, Sozialwerk St. Georg, Polizei, Blaues Kreuz, Jugendamt, Kreuzbund, Schalke hilft und viele andere Organisationen, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen sind am Start. Alle mit dem Ziel: Aufklärung statt Abschreckung, Prävention statt Absturz in die Abhängigkeit. Und, darauf weist Oberbürgermeister und Schirmherr Frank Baranowski hin: gesellschaftliche Wachsamkeit. „Wir sind in unserer Stadt füreinander verantwortlich.“ Wer im Leben viel Zustimmung und positive Erfahrungen gesammelt habe, „kann eher den Versuchungen eines Rauschmittels widerstehen“.
Ähnlich sieht es auch Polizeipräsidentin Anne Heselhaus-Schröer, ebenfalls Schirmherrin, die unterstrich, welch negativen Einfluss Sucht auf das Leben hat. Also: gar nicht erst soweit kommen lassen. Üppiges Infomaterial war im Angebot und die Möglichkeit, gezielt Gespräche mit Vertretern der unterschiedlichen Kooperationspartner zu führen.
„Steiger“ Martin Kaysh moderiert
Auf der Bühne moderierte Martin Kaysh, auch bekannt als Steiger des Kultkarnevals Geierabend. Er fühlte OB Baranowski auf den Zahn, wie man als Politiker geerdet bleibt, konfrontierte die Polizeipräsidentin mit unterschiedlichen Meinungen zur Legalisierung von Drogen und ließ aus den Reihen der Anwesenden Leute zu Wort kommen. Derweil beim Schalker Speed Control der härteste Schuss gefragt war. Unter den wachsamen Augen von Maskottchen Erwin donnerten die Bälle nur so. Zum Leidwesen dreier Vereine hatte die königsblaue Anlage aber auch etwas Trennendes: St. Georg, die Bethel-Einrichtung und die Selbsthilfegruppe für Menschen mit chronischen Erkrankungen harrten abseits am Bauzaun der Dinge.