Gelsenkirchen. Am 9. Juni 2014, dem Pfingstmontag vor einem Jahr, traf der verheerende Sturm die Stadt nach einem heißen Tag. Die Schäden summieren sich auf 15 Millionen Euro.
Der Tag ist sonnig und sehr warm. Dass der Pfingstmontag 2014 mit einem Unwetter-Desaster enden sollte, vermuten mittags wohl nur die professionellen Wetterfrösche, die Frontensysteme und Gewitterzellen über Nordfrankreich und Belgien im Blick haben.
Wie krachend der Tag mit Tief Ela ausklingt, ist gegen 21 Uhr auch in Gelsenkirchen nicht mehr zu überhören. Orkanböen (in Düsseldorf werden in der Spitze über 140 Stundenkilometer gemessen) rasen an diesem 9. Juni über das Stadt, greifen ins satte Grün, die ersten Bäume stürzen. Gegen 21 Uhr flutet der Himmel die Erde. Bis zu 40 Liter Regen gehen pro Quadratmeter nieder. Zu viel für die Kanalisation, Keller und Straßen saufen ab, selbst Hauptverkehrsadern wie Husemann- und Grothusstraße verwandeln sich in undurchdringlichen Dschungel. Über 4500 städtische Bäume, steht ein Jahr später fest, hat Ela dahingerafft. Sie liegen auf Autos, in Vorgärten, auf Verkehrsinseln und Laternen, Friedhofswegen, Firmendächern und Kita-Spielgeräten. Ein Trost: Personen kommen nicht schwer zu Schaden.
23 Schulen bleiben für den Rest der Woche geschlossen
Feuerwehr und Polizei sind im Dauereinsatz und werden auch in den Tagen darauf aufs Äußerste gefordert. 150 Hilfseinsätze verzeichnet allein die Polizei direkt nach dem Sturm. Große Teile der Infrastruktur sind gestört, viele Busse kommen nicht durch, die Straßenbahnen fahren nicht. Die Linie 107 kommt erst nach mehreren Tagen wieder in Gang. Die Oberleitung hat es vielfach zerfetzt. 23 Schulen bleiben geschlossen – zunächst bis Freitag, 13. Juni. Gelsendienste arbeitet sich derweil durch Bruchholz und Stämme, um die Wege wieder frei zu machen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Bis Ende September, wird Betriebsleiter Uwe Unterseher-Herold später im zuständigen Ausschuss vorrechnen, „fallen 35 000 Arbeitsstunden und 2000 bis 2300 Überstunden an“.
Mit einer Mischung aus Schock, Schrecken und dem Willen anzupacken und aufzuräumen, reagieren viele Gelsenkirchener auf die Folgen des Sturms. Oberbürgermeister Frank Baranowski verschafft sich am Morgen danach einen ersten Eindruck von den Schäden. „Ich habe mir Teile der Stadt angesehen, soweit das möglich war. Wir hatten mal Starkregen und Hagel im Süden der Stadt mit zahlreichen Schäden . Fünf Jahre ist das her, und es war damals schon sehr intensiv. Aber in diesem Ausmaß habe ich das selbst noch nicht gesehen“, stellt er im WAZ-Gespräch fest. Auch bei den Kosten sprengt Ela den bisherigen Rahmen. Gut 15 Millionen Euro, rechnet die Verwaltung, wird die Stadt aufbringen müssen, um die Schäden zu beheben.
Baumkletterer, Gärtner und Dachdecker sind danach gefragte Dienstleister. „Bis in den Spätherbst waren alle noch gut mit den Schäden beschäftigt“, sagt Heiner Grumpe, Obermeister der Dachdecker-Innung. „Für viele war das ein warmer Regen. Vorher war die Konjunktur ja ein bisschen mau.“
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