Gelsenkirchen. . Der neu gewählte Jugendrat lernte bei einem Workshop, wie eine Kommune funktioniert. Gremium tagt nach den Sommerferien im Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen.

Man kann Motivation in Zahlen messen, an Gesichtern ablesen und hören. Wenn es um Bürgerbeteiligung geht, machen die über 60 Mitglieder des Jugendrates und ihre rund 9000 Wähler im Alter von zehn bis 21 Jahren erwachsenen Gelsenkirchenern einiges vor.

Im Wissenschaftspark debattierten, lernten und analysierten die Jungen und Mädchen, die jüngst gewählt worden waren. „Dazu mein doppelter Glückwunsch“, so Oberbürgermeister Frank Baranowski beim Abschluss des zweitägigen Workshops, bei dem die neuen „Polit-Nasen“ lernten, wie eine Kommune funktioniert. „Ihr habt euch zur Wahl gestellt, das ist mutig. Und ich beglückwünsche euch zu eurer Wahl, denn es ist schön, eine Wahl zu gewinnen. Beides weiß ich aus eigener Erfahrung.“

Die städtischen Kinderbeauftragten und ein Team der Friedrich-Ebert-Stiftung hatten das „Start up“ im Wissenschaftspark begleitet. In Arbeitsgruppen erfuhren die neuen Jugendvertreter, wie eine Gemeinde finanziert wird, was eine Kommune entscheiden kann und was nicht. Zudem erarbeiteten die Teilnehmer erste Projekte, die sie am Samstag zum Abschluss des Workshops dem Stadtoberhaupt und drei Bezirks-Bürgermeistern vorstellten.

Tagungen in Jugendzentren

Es ging schon konkret zur Sache unter dem Motto „Mein Veedel. Mein Kiez. Mein Quartier.“ Christian Testorf von der Friedrich-Ebert-Stiftung fasst zusammen: „Von verdreckten Schul-WCs über saubere Spielplätze und mehr Angebote speziell für Mädchen war einiges dabei.“ Was ihn beeindruckte, war die große Bereitschaft der Jugend vor Ort, sich einzubringen. In Zahlen: Etwa ein Drittel aller Kinder in Gelsenkirchen von zehn bis 21 Jahre (Wahlalter) gaben ihre Stimme ab. Das waren rund 9000. Weil jeder mehrere Kreuze machen durfte, mussten 21 000 Stimmen ausgezählt werden. Udo Reinmuth, Teamleiter der Jugendförderung der Stadt: „Das Auszählen der Stimmen war richtig viel Arbeit.“

Die über 60 Jugendvertreter werden nun in den fünf Bezirken jeweils ein Jugendforum bilden und für dieses je einen Vorstand wählen. Die Foren tagen in den städtischen Jugendzentren. Udo Reinmuth: „In welchemRhythmus, das bestimmen sie selbst.“ Schließlich wird aus den Jugendforen der Jugendrat gebildet, der nach den Ferien im Hans-Sachs-Haus tagt. Mit OB Frank Baranowski, der erklärte: „Ich freue mich schon sehr auf die Gespräche mit euch.“

Der Jugendrat wird tagen, debattieren, Anträge stellen und verwerfen, Projekte beschließen und darüber entscheiden, wofür er Geld ausgibt. Also genau wie die Großen. Das Budget umfasst 8000 Euro.