Gelsenkirchen. Verkehrsplaner wie Jörg Konietzka (Schwerpunkt Radverkehrsbau) bemühen sich, das Alltagsradeln in Gelsenkirchen attraktiver zu machen.
Mit einer Fahrradstadt wie Münster in Westfalen kann Gelsenkirchen nicht mithalten. Vor allem an den Hauptverkehrsstraßen ist das Radfahren gefährlich. Doch Verkehrsplaner wie Jörg Konietzka (Schwerpunkt Radverkehrsbau) bemühen sich, das Alltagsradeln attraktiver zu machen.
In Konietzkas Büro im Rathaus Buer hängt ein Foto aus Kopenhagen: Es zeigt eine Mutter auf dem Fahrrad, zwei Kinder und ein Hund sind in der Kiste vor dem Lenker verstaut. Die dänische Hauptstadt gilt als großes Vorbild für Fahrradverkehr. 50 Prozent aller Bürger pendeln täglich mit dem Fahrrad, und es gibt fast 400 Kilometer Radwege. Auf manchen Wegen sind täglich bis zu 40.000 Radfahrer unterwegs.
Gelsenkirchen ist von solchen Zahlen noch weit entfernt, aber auf einem guten Weg. Immerhin: 404 Kilometer Radwege hat die Stadt bereits. Wie viele Alltags-Radfahrer täglich in der Stadt unterwegs sind, wird aktuell durch die Modal-Split-Untersuchung ermittelt. Und: 2012 wurde eine Radwegekonzeption entwickelt, auf deren Grundlage die Verkehrssicherheit der Radfahrer erhöht und die Infrastruktur angepasst werden. „Wir wollen mehr Autofahrer motivieren, ihr Auto stehen zu lassen und aufs Fahrrad umzusteigen“, sagt Verkehrsplaner Konietzka.
91 Kilometer fehlen im Radwegenetz
Das funktioniert jedoch nur, wenn 1. Bürger mit dem Rad schneller von A nach B kommen als mit dem Auto und 2. sich auf den Radwegen sicher fühlen.
Thema Infrastruktur: Die Radwegenetzlücke beträgt 91 Kilometer, davon wurden mittlerweile rund sechs Kilometer durch die Anlage von Radfahr- und Schutzstreifen geschlossen. Mit der Fortführung des Radweges über die Kreuzung Flora- bis zur Magdalenenstraße wird 2015 eine weitere Lücke geschlossen. Die Devese-straße (Buer) erhält im Zuge der Fahrbahnerneuerung einen Radweg.
Der Radweg gehört auf die Fahrbahn
Thema Verkehrssicherheit: Weg von den Bordstein-Radwegen hin zum Radweg auf der Fahrbahn lautet das Credo der städtischen Verkehrsplanung – vor allem in Zeiten von Pedelec und E-Bike. „Radfahrer fahren auf der Straße am sichersten, weil sie sich im Sichtfeld des Autofahrers befinden“, erläutert Konietzka Erkenntnisse aus der Unfallstatistik. Mülltonnen, Hauseingänge, Garagenzufahrten, rechts abbiegende Fahrzeuge sind Gefahrenquellen für Radfahrer. Andererseits fühlen sich Fußgänger von Radfahrern bedrängt.
Die Radstreifen auf der Fahrbahn sind markiert und haben einen ausreichenden Abstand zu parkenden Autos. „Der sollte nach Möglichkeit 50 Zentimeter betragen, mindestens aber 25“, so Konietzka.
Bestes Beispiel: der Radweg auf der Vom-Stein- / Hölscher- / Cranger Straße.