Gelsenkirchen. Mittwochmorgen ging eine Gruppe von Müttern und Vätern mit an die 20 Kita-Kids spontan ins Hans-Sachs-Haus, um auf die Folgen des Streiks aufmerksam zu machen.
Drinnen Eltern und Kinder, draußen streikende SozialarbeiterInnen: Das Hans-Sachs-Haus war Mittwochmorgen Schauplatz von Streikenden und unmittelbaren Streikopfern. Wobei die beiden Kita-Mütter Daniela Friedrich und Rebecca Honold unabhängig von ihrem Zorn über die unerträgliche (Nicht)Betreuungssituation für alle Kinder in städtischen Einrichtungen betonten: „Wir sind ja nicht gegen die Forderungen der Erzieherinnen.“ Ganz im Gegenteil. „Wir wollen, dass sie mehr Geld kriegen. Am besten gestern!“
Eigentlich wollte die quirlige Gruppe – mit dabei fast 20 Kinder aus unterschiedlichen Einrichtungen – Oberbürgermeister Frank Baranowski einen spontanen Besuch abstatten. Kurzfristig wurde daraus eine Sing- und Spielstunde im Foyer des Hans-Sachs-Hauses. Für den Verwaltungschef – der OB war dienstlich unterwegs – sprang Stadtdirektor Dr. Manfred Beck in die Bresche. Und wurde von aufgewühlten Müttern und einem empörten Großvater über „die andere Seite des Streiks“ informiert.
Stillstand sorgt für Ärgernis
Die Seite, auf der für viele Kinder im Sommer 2015 der Übergang Kita-Grundschule ersatzlos gestrichen werde. Die Seite, auf der Kinder in Notgruppen weinen, weil sie nicht bei der vertrauten Erzieherin sein dürfen, obwohl die im Haus sei. „Wir sind hier für alle berufstätigen Mütter“, erklärten die beiden Eltern-Sprecherinnen. Und beklagten mit den anderen den unerträglichen Stillstand bei den Tarifverhandlungen. Es passiere nichts, es liege kein Arbeitgeber-Angebot vor. Stattdessen finde ein Sondierungsgespräch am 17. Verhandlungstag statt. Es ging natürlich auch um Elternbeiträge. Stadtrat Beck erinnerte daran, dass der OB bereits die Prüfung der Beitragsrückerstattung verfügt hätte und die Verwaltung „alles daran setzt, Ihnen das Geld zu erstatten. Aber wir müssen das mit der Kommunalaufsicht klären“. Außerdem versuche man, während des Streiks das Optimale für Eltern und Kinder zu organisieren. „Aber es ist eben ein Notprogramm.“
Unverhoffte Unterstützung bekamen die Eltern bei ihrer Aktion von den streikenden Mitarbeitern/innen des städtischen Sozialdienstes, die sich vorübergehend auf die „Spielwiese“ im HSH gesellten und mit ihren Trillerpfeifen aushalfen. Draußen sangen Eltern und Kids dann später noch einmal ihren Protest-Rap „Kinder haben Rechte!“, während die Sozialarbeiter in gestellten, pantomimischen Szenen ihre Aufgabenbereiche darstellten. „Wir sind ein wichtiger Baustein für den sozialen Frieden in der Stadt“, fasste René Hiller zusammen. Und Veronika Liebenow unterstrich: „Anerkennung bedeutet auch angemessene Bezahlung!“