Gelsenkirchen. Meinolf Seeger ist der neue König der Schützengilde 1965. Die feierte am Pfingstwochenende ihren 50. Geburtstag mit einem Schützenfest im Garten des Hotels Lichthof.

Es knallt ordentlich am Samstag im Garten des Tagungshotels Lichthof, ab 11.30 Uhr wird geschossen, und zwar auf einen großen Holzvogel – die „Schützengilde 1965“ feiert Schützenfest.

„Zu unserer Jubiläumsfeier sind wir zum Königsschießen nach Gelsenkirchen zurückgekehrt“, freut sich der Vorsitzende Klaus Stoffel. Der Verein hatte schon länger das Fest nach Ostwestfalen ausgelagert, seit 2002 schoss man alle zwei Jahre in Büren. „Dort gibt es angemessene Bereiche für ein Schützenfest, Ückendorf hat leider nicht mehr so den dörflichen Charakter“.

Die Krone fällt beim 80. Schuss

Der 50. Geburtstag aber will natürlich zuhause gefeiert werden. Viele Grünröcke aus den benachbarten Vereinen sind gekommen, Schützen aus Schalke, Erle, Buer-Bülse, Neustadt und Rotthausen sind da, auch Hertener und Wattenscheider. Sie alle dürfen um die Insignien mitschießen, tatsächlich gehen Zepter, Reichapfel und Flügel in andere Stadtteile, nur die Krone bleibt mit dem 80. Schuss von Uwe Schön in den Reihen der 1965er.

93 Mitglieder zählt der Verein noch, es dürfte etwas mehr sein, wenn es nach Stoffel ginge. „Wir haben einen ausgezeichneten angeschlossenen Sportschützenverein mit der modernsten Anlage in ganz Gelsenkirchen“, erzählt er stolz.

Frauen schießen um die Krone mit

Jeder Schützenverein hat seine eigenen Richtlinien und Traditionen. Bei der „Schützengilde 1965“ dürfen Frauen erstens Mitglieder sein und zweitens auch beim Königsschießen teilnehmen.

Claudia Nefen rang am Pfingstsamstag besonders energisch um die heiß begehrte Krone. Schließlich war sie schon zweimal Königin und hätte bei ihrem dritten Mal sogar „Kaiserin“ werden können.

Hier kann gelernt werden, mit dem Luftgewehr auf zehn Meter ins Schwarze zu treffen. Schießen ist ein guter Sport um Koordination und Konzentrationsfähigkeit zu steigern, das sagen nicht nur die Schützen. „Wir hatten schon Jugendliche, die durch das Training zur Ruhe gekommen sind und ihre schulischen Leistungen verbessert haben.“ Schwindende Mitgliederzahlen sind trotz allem ein Phänomen mit dem alle Schützenvereine zu kämpfen haben. Ein Bülser Schütze trägt eine kleine Grubenlampe am Revers, Emblem des Vereins Bulmke-Hüllen, den es seit fünfzehn Jahren nicht mehr gibt.

Gäste schwingen das Tanzbein

Am Samstag aber steht das Feiern im Mittelpunkt. Entertainer Dieter Felke dreht mächtig auf, aus seiner Anlage schallen Salsa-Klänge. Während die 13 ernsthaften Anwärter auf den Rest des Vogels zielen, schwingen Gäste wie Gastgeber das Tanzbein, wiegen die Hüften mit südamerikanischem Temperament.

Der noch amtierende König Wolfgang II. Heitger muss dem Treiben von der Terrasse aus zusehen, der linke Fuß steckt im dicken Verband, mehr als einen Ehrenschuss kann er heute nicht abgeben. „Es waren zwei schöne Jahre mit vielen Ausflügen“ – der Schützenverein ist eine große Familie.

Der Vogel derweil ist zäh, die neuen Bestimmungen mit kleinem Kaliber lassen dem hölzernen Federvieh ein langes Leben. Weit nach 17 Uhr heißt es endlich: „Hoch lebe König Meinolf“. Meinolf Seeger hat es geschafft, er sichert sich zum zweiten Male die Königswürde. An seiner Seite ist Lebensgefährtin Katrin, sie strahlt über das ganze Gesicht.