Das Metal-Mekka ist klein (in Anführungszeichen; immerhin finden jedes Jahr rund 7000 Fans ihren Weg an den Rhein-Herne-Kanal) aber fein (mann wie frau kann entlang des Gewässers campieren, im Rund unabhängig der Position prima sehen und einen für ein Open Air unerhört differenzierten Sound genießen) und genau das macht es aus. „Ich komme seit dem ersten Rock Hard jedes Jahr hierhin“, berichtet ein Zuschauer aus Nijmwegen. „Das ist einfach das beste Festival der Welt – da kann selbst Wacken nicht mithalten.“
Wer, wann auf der Bühne steht, ist vielen gar nicht so wichtig. „Ich bin hier, um Freunde zu treffen, die ich nur einmal im Jahr sehe, und mit ihnen zu quatschen – ob das jetzt vor der Bühne, am Bierstand oder auf dem Zeltplatz ist, spielt keine Rolle“, sagt ein Kuttenträger und begrüßt just in diesem Moment einen Bekannten: „Nä, is’ dat schon wieder 362 Tage her? Kommt mir vor, als wären wir nie weg gewesen.“
Auf der Bühne tummelt sich wieder eine musikalisch abwechslungsreiche Mischung von aufstrebenden Talenten und altgedienten Recken, wobei letztere zumindest nicht immer durch körperliche Fitness glänzen. Ex-Iron-Maiden- und jetzt Architects-of-Chaos-Frontmann Paul DiAnno wird ob einer Knieverletzung im Rollstuhl auf die Bühne geschoben und Pentagram-Sänger Bobby Liebling hat augenscheinlich – nun ja – intensiv gelebt. „Wenn die Musiker jetzt schon in diesem Zustand auftreten, wie soll das erst in 20 Jahren aussehen?!“, fragt einer. Egal, abgefeiert wird trotzdem. Besonders gut kommen Vertreter der härteren Gangart wie Space Chaser (punkten neben mehr als soliden Eigenkompositionen mit dem famosen Anthrax-Cover „Caught in a Mosh“) oder Kataklysm an, während Traditionalisten wie Sinner oder auch die Retro-Rocker Spiders abseits des Innenraums kaum mehr aus Höflichkeitsapplaus ernten – was allerdings auch der Uhrzeit geschuldet sein mag. „Es ist einfach zu früh, um total steil zu gehen“, diagnostiziert ein junger Mann an der Schankstelle. „Ich habe noch gar nicht genügend Kraftstoff getankt.“
Zum Abschluss hagelt es Klassiker
Spätestens zur Tagesschau kommt im ganzen Theater Stimmung auf. Vor allem die ungekrönte Metal-Königen Doro-Pesch weiß mit einem Arsenal aus Klassikern ihres ersten Arbeitgebers Warlock zu begeistern. „True as Steel“ könnte zum Festivalmotto gekürt werden, bei „Burning the Witches“ schlagen Flammen von der Bühne gen Himmel („Ganz schön heiß auf der Glatze“ - ein Fan in der ersten Reihe) und „All we are“ kennt sowieso jeder. Da verzeiht man der kleinen Düsseldorferin auch mal „internationale“ Ansagen a la „Let me hear you auf den Rängen“. Auch zum krönenden Abschluss hagelt es Klassiker. Die Black Star Riders hauen einen Thin-Lizzy-Gassenhauer nach dem anderen heraus (nur „The Boys are back in Town“ wird vergessen).