Gelsenkirchen.

„Die besten Ideen kommen im Zug oder unter der Dusche“, weiß Christin Meier, Poetry Slammerin aus Essen. An guten Ideen fehlt es am Samstagabend weder ihr noch ihren Mitstreitern: Bei der vierten Vorrunde des „WortGEwaltig“-Poetry Slams wetteifern im Kinder- und Jugend-Kultur-Zentrum Spunk sieben Poeten am Mikro um den Einzug ins Finale am 28. November.

Über Hipster und chaotisches Zeitmanagement, die Begegnung mit älteren Menschen und die Terrorisierung durch Haushaltsgeräte, über Freundschaft, Liebe und Einsamkeit wird geslammt – thematisch sind die Dichter ganz frei, einzige Einschränkung: „Selbstgeschrieben und maximal sechs Minuten lang“ müssen die Texte sein, erklärt Moderatorin Jasmin Sell, „egal ob Lyrik oder Prosa“.

„Zum Ausprobieren ist eine kleine Bühne gut“

Zwei Runden gibt es, nach jedem vorgetragenen Text darf das Publikum per Handzeichen Gefallen bekunden, die besten Drei tragen jeder einen finalen Text vor. „Der Gewinner des Abends zieht ins Jahresfinale ein“, so Sell, „wer das gewinnt, darf zur Landesmeisterschaft und zusammen mit Zweit- und Drittplatziertem zur Stadtmeisterschaft.“ Dort wartet ein größeres Publikum als beim lauschigen Slam im Spunk, der Vorzüge hat: „Zum Ausprobieren ist eine kleine Bühne gut“, sagt Jasmin Sell, auch Poet Luke Monís genießt „schnucklige Slams“.

Der Dritte des Abends: Sven Hensel.
Der Dritte des Abends: Sven Hensel. © FUNKE Foto Services

Er fragt das Publikum: „Was wollt ihr lieber hören? Lyrisch-poetisch oder sozialkritisch?“ Letzteres, Titel „Kaufkraft“, macht das Rennen, inspiriert durch ein Zitat von Unternehmer Warren Buffett über den Kampf zwischen Arm und Reich – „der Mensch hat keinen Preis, sondern einen Wert“ entgegnet Luke Monís. Aus Bad Nauheim kommt er, „Phriedrich Chiller“ aus Heidelberg, „Reisepoeten“ sagt Sill, „fahren von Slam zu Slam“. „Homeslam“ hingegen für „Disneykind“ Sven Hensel, er wohnt gerade mal 500 Meter Luftlinie entfernt, stand mit seinen 19 Jahren aber schon auf vielen Bühnen: „Mein 162. Auftritt heute“, verrät er; er ist U20-NRW-Slam-Sieger, fährt im Juni mit der gleichaltrigen Christin Meier zur deutschsprachigen U20-Slam-Meisterschaft in Regensburg.

Finale Runde des Abends ist thematisch ernst

Die beiden erreichen zusammen mit Michael Schumacher die finale Runde des Abends, die thematisch ernst wird: „Hetero ist nicht homo, aber beides existiert, und das ist gut so“, spricht Hensel, Schumacher malt mit seinen Worten ein Bild von Obdachlosigkeit, Christin Meier erzählt „Tattoostory“, die Geschichte von Anna, die Opfer häuslicher Gewalt wird. Belohnt werden die drei mit bronze-, silber- und goldfarbenem Bleistift – mit einer Stimme Vorsprung macht Christin das Rennen. Sie tritt gegen die Gewinner der anderen drei Vorrunden an.