Gelsenkirchen. Das Projekt „mund:ART“ vom Jobcenter und der Theaterarbeit defakto unterstützt arbeitsuchende Migranten. Geprobt wird im Alfred-Zingler-Haus.
Mangelnde Sprachkenntnisse machen den Berufseinstieg oft doppelt schwer. Wer kein oder kaum deutsch spricht, hat wenig Chancen. Das Projekt „mund:ART“ verbindet darum Sprachtraining mit Theaterspiel und bietet den Teilnehmern mit Migrationshintergrund zugleich ein Jobcoaching inklusive Langzeitpraktikum.
Sprache spielerisch lernen
„Bei dieser theaterpädagogischen Maßnahme geht es vor allem darum, Sprache spielerisch zu erlernen und Hemmschwellen abzubauen“, erklärt Alessa Kaysers vom Jobcenter, die die Teilnehmer vermittelt. Wie gut dies funktioniert, zeigt sich bei der Darbietung der Laienschauspieler. Selbstbewusst und voller Elan präsentieren sie sich in ihrem, mit einem Theaterpädagogen von defakto eingeübten Bühnenstück. Viola Niepel von defakto meint: „Oft trauen sich gerade Leute, die erst im Erwachsenenalter nach Deutschland gekommen sind nicht zu, deutsch zu sprechen. Beim Schauspielen haben sie aber keine Wahl. Sie müssen sprechen und zwar laut.“
Gemeinsam erarbeitet die Gruppe den Inhalt des Stückes, fertigt die Requisiten und die Kostüme selbst an. Dies gelingt nur mit Kommunikation und Mut. „Ich habe durch die Arbeit hier viel mehr Selbstbewusstsein. Eigentlich bin ich sehr schüchtern, aber hier komme ich aus mir heraus, das ist ein schönes Gefühl“, sagt Azime Gündüz (27).
Eine bunt gemischte Truppe
Die 18 Mitwirkenden sind aus vielen verschiedenen Herkunftsländern und unterschiedlichsten Gründen nach Deutschland gekommen. In der Gruppe vertreten sind Kenia, Sri Lanka, Irak, Türkei, Griechenland, Afghanistan und Polen.
„Einige sind EU-Migranten, andere Heiratsmigranten und wieder andere Flüchtlinge. Es sind Leute von 18 bis Mitte 50 dabei. Eine bunte Truppe“, erläutert Jobcoach Alexandros Nikolaidis. Und genau das macht das Theaterstück so spannend. Jeder lässt etwas aus dem eigenen Kulturkreis mit einfließen. Ruth Kussauer (50) singt zum Beispiel auf Swahili und findet: „Wir sind wie eine Familie geworden und lernen viel voneinander. Jeder kann etwas anderes gut und man lernt zusammen viele neue Wörter für das Stück“.
Die 50-Jährige wünscht sich, bald im Seniorenheim arbeiten zu können. Die positive Ausstrahlung und Power, die für den Job nötig sind, hat sie schon; jetzt muss nur an der Sprache gearbeitet werden. Dafür hat sie noch bis Oktober Zeit, denn dann endet das Projekt. Ihr Talent präsentiert die Gruppe am 14. Juli bei einer Vorführung im stadt.bau.raum.