Gelsenkirchen. . Verdi fordert bessere Eingruppierung für städtische Erzieher und Sozialarbeiter. Als Alleinverdiener mit Familie sei man nahe an der Armutsgrenze.

Im Grundsatz geht es um mehr Geld. Dafür waren am Montag in Gelsenkirchen und vielen anderen Städten ErzieherInnen der städtischen Kitas und SozialarbeiterInnen der Stadt dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi zum landesweiten Warnstreik gefolgt. Dreh- und Angelpunkt der aktuellen Tarifrunde, die nach dem ersten Verhandlungstermin ohne Ergebnis blieb: Die Neuregelung der Eingruppierungsmerkmale, die laut Verdi seit 1991 nicht mehr verändert worden seien.

Was das genau heißt, erklärte Gewerkschaftssekretär Thorsten Waschulewski am Rande der Auftaktkundgebung auf dem Heinrich-König-Platz in Gelsenkirchen an einem Beispiel so: „Wer heute als Erzieherin die Gehaltsgruppe S 6 Stufe 4 hat, soll gleich in S 10 Stufe 4 eingruppiert werden.“ Ohne weitere Zwischensprünge. Das würde seinen Worten zufolge ein Plus von 15 Prozent ausmachen. Bei den Sozialarbeitern sieht es ähnlich aus. Sie sollen von S 11 in S 15 klettern und dadurch ein Gehaltsplus von 11 Prozent bekommen.

Aufgaben erheblich gewachsen

Eine unrealistische Forderung? Nun, ein Beispiel für den Ist-Stand relativiert diesen Eindruck sehr schnell. Björn Stodiek, einer der Streikenden, ist festangestellter Erzieher auf einer Vollzeitstelle, bekommt ein Bruttogehalt von 2700 Euro. 1661 Euro netto bleiben übrig. „Von dem Geld kann keiner eine Familie ernähren“, sagte er.

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Als Alleinverdiener mit Familie wäre man damit definitiv an der Armutsgrenze. „Ich stehe heute hier, weil unsere Arbeit erheblich mehr wert ist.“ Erheblich gewachsen seien auch die Aufgaben der Erzieher in den letzten 20 Jahren. Stodiek zählte auf: „Wir sind semiprofessionelle Familienbegleiter, wir haben es mit Kindern und Eltern zu tun, die der Sprache nicht mächtig sind. Wir machen Elementarpädagogik, vermitteln den Kindern wesentliche Grundlagen, fördern Sprache, naturwissenschaftliches Forschen und Nachhaltigkeit. Wir geben Erziehungshilfen und haben eine große Verantwortung, wenn es um Verwahrlosung von Kindern geht.“

„Wächteraufgabe und Garantenstellung“

Gleichzeitig würden Kinder immer „verhaltensorigineller“. Außerdem müsste die Kita-Arbeit dokumentiert werden – eigentlich während der Arbeitszeit. Allerdings, so Stodiek, würden Kolleginnen die Büroarbeit immer häufiger mit nach Hause nehmen. Kurzum: Eine Arbeit „an der Belastungsgrenze“, die ihm persönlich allerdings, wie Stodiek ausdrücklich betonte, immer noch Spaß machen würde.

Personalrat Rene Hiller, 21 Jahre als Sozialarbeiter hauptsächlich im sozialen Dienst des Jugendamtes tätig, sagt: „Eine Kernaufgabe der Jugendämter ist der Kinderschutz. Wir haben eine Wächteraufgabe und Garantenstellung.“ Die hohe Verantwortung der Sozialarbeiter werde viel zu schlecht bezahlt.