Gelsenkirchen. . Erstmals seit vielen Jahren konnte in der Gesamtanzahl der Mitglieder eine Aufwärtsbewegung festgestellt werden, so die Jahresbilanz 2014 des Gelsenkirchener Mietervereins.

Es liegt in der Natur der Dinge, dass eine positive Bilanz beim Mieterverein einher geht mit wachsenden Sorgen bei den Mietern: Erstmals seit vielen Jahren konnte in der Gesamtanzahl der Mitglieder eine Aufwärtsbewegung festgestellt werden, so die Jahresbilanz 2014 des Gelsenkirchener Mietervereins.

Die Zahl der Mitgliedshaushalte stieg innerhalb eines Jahres um 63 auf 6611 mit ca. 16 530 Personen. Das klingt nach wenig, belegt aber den Stellenwert der Beratungsarbeit. In einer Mitgliederbefragung, die 2014 durchgeführt wurde, bestätigten 74,5 Prozent, dass der Verein ihnen geholfen hat.

Hitliste der Beratungsgründe

In Gelsenkirchen führten die Juristen des Vereins über 8000 Einzelgespräche. Auf Platz eins der Gründe liegt die Betriebs- und Nebenkostenabrechnungen. Es folgen Rechtsfragen zum Thema Mängel, zum Beispiel nasse Wände in der Wohnung, Mieterhöhungen, Schlichtung von Nachbarschaftsstreitigkeiten, Abwehr von Kündigungen. Oberste Priorität hat der Versuch, zwischen Mieter und Vermieter eine gütliche Regelung herbeizuführen. Nur im Extremfall, wenn eine außergerichtliche Lösung absolut nicht zu erzielen ist, verweist der Verein seine Mitglieder auf den Rechtsweg, die Klage vor Gericht.

„In den letzten 30 Jahren war die Überprüfung von Jahresabrechnungen immer unser Haupttätigkeitsgebiet“, sagt Rechtsanwalt Ernst Georg Tiefenbacher. Zunehmend Raum nehmen Mieterhöhungen ein, namentlich von den großen, überregionalen Wohnungsgesellschaften. „Diese wollen in Zeiten eines wenn auch geringen konjunkturellen Aufschwungs etwas vom Kuchen mithaben. Aber auch für den aktuellen Trend, wonach sich große Wohnungsunternehmen zusammenschließen, um durch Kosten-, namentlich Personalreduzie-rungen eine Gewinnmaximierung erreichen, ist eine Maximalmiete gerade das richtige Mittel“, verweist Tiefenbacher auf die Taktik der Großvermieter.

Mehr Beratung bei Nachbarschaftskonflikten

Den Juristen erstaunt der starke Anstieg von Beratungen bei nachbarschaftlichen Problemen. „In der breiten Öffentlichkeit wird versucht, eine Weltoffenheit und einen guten, friedlichen Umgang aller Bürger darzustellen, hinter der Haustüre hört dies aber offensichtlich auf.“

Für den Streitfall hat der Verein Vorsorge betrieben: Wenn es auch der Verein ungern sieht, dass seine Mitglieder in einen gerichtlichen Streit einbezogen werden, so ist dies manchmal nicht zu vermeiden. In einem solchen Fall greift die Rechtsschutzversicherung ein. Verliert der Mieter dann wider Erwarten den Prozess, muss er nur einen Eigenanteil von 50 Euro an den Prozesskosten tragen. Der Betrag war früher deutlich höher – ging bis 500 Euro.

Im Februar berichtete die WAZ über Mietmängel in Wohnungen am Möllmannsweg 13. Drei Wochen lang versuchten die Mieter die Hausverwaltung über Hotline, E-Mail, Notrufnummer zu erreichen – vergeblich. Die Wohnungen gehören dem Gagfah-Konzern, der in diesem Monat von der Deutschen Annington (DA) übernommen wurde.

„Durch den Zusammenschluss entsteht ein Unternehmen mit einem kombinierten Portfolio von rund 350.000 Wohnungen. Mit einem gemeinsamen Portfoliowert von rund 21 Mrd. Euro wird es das zweitgrößte börsennotierte Immobilienunternehmen in Kontinentaleuropa“, heißt es auf der Homepage der DA.