Geplant sind Ohrenparks in den runden Schleifen der Autobahn
Auf einer Strecke von 52 Kilometern verläuft die Autobahn A42 durch den Emscher Landschaftspark. Viel zu sehen bekommt der Autofahrer davon allerdings nicht: Die Sicht auf die Landschaft und die Industriekultur zwischen Duisburg und Castrop-Rauxel wird von schnöden Lärmschutzwänden und blickdichten Gebüschen versperrt.
Fachleute nennen die A 42 deshalb schon mal den „engen grünen Korridor“ oder einfach auch die „mehr oder weniger grüne Wurst“, auf der sich Berufspendler und Touristen gleichermaßen gelangweilt tummeln. Im Zuge der Kulturhauptstadt Ruhr2010 soll sich das grundlegend ändern: Die A 42 soll nach Willen des 2010-Kommitees aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt werden und zur „Parkautobahn“ mutieren.
Was als vage Vorstellung begann, nimmt in diesen Tagen Formen an: Am Dienstag werden im NRW-Verkehrsministerium in Düsseldorf die Projektideen vorgestellt. Es soll so genannte „Ohrenparks“ in den „Ohren“, den runden Schleifen der Autobahnkreuze, geben. Die Lärmschutzwände sollen umgestaltet werden und eventuell „Landschaftsfenster“ bekommen, die den Blick auf die Landmarken ermöglichen. Und Anfang und Ende der Parkautobahn in Duisburg-Baerl und Castrop-Rauxel Ost werden mit markanten Skulpturen gekennzeichnet.
Die wichtigste Nachricht für Gelsenkirchen lautet: Die Anschlussstelle Gelsenkirchen-Schalke soll zum „Parktor“ mit einer „Kulturtankstelle“ werden. „Hier können die Besucher statt Benzin Kultur tanken“, erläutert Dr. Volker Bandelow, der Leiter des Gelsenkirchener Kulturhauptstadtbüros, die Pläne. Die Parktankstelle soll dazu einladen, die Pausen zwischen der Autofahrt zu nutzen, um die Natur, die Aussicht auf den Emscher Landschaftspark und die Industriedenkmäler in der Umgebung zu genießen. „Wir haben das große Glück, dass es an dieser Anschlussstelle in Schalke schon einen Park-and-Ride-Parkplatz gibt. So kann man das Auto stehen lassen und die Umgebung zu Fuß oder mit dem Rad erkunden. Ganz in der Nähe des Parkplatzes könnte auf einer Anhöhe die Kulturtankstelle in Modulbauweise entstehen.“
Aus einer für die Kulturhauptstadt in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie für das Projekt Parkautobahn geht hervor, dass dabei Module von 6 mal 6 Metern Grundfläche und einer Hohe von 4 Metern aufeinandergestapelt oder aneinandergereiht werden sollen. Vorgesehen sind etwa eine Informationstheke mit Souvenirladen, ein Cafe, ein Zeitungskiosk, ein Fahrradverleih, ein WC und eine Aussichtsplattform, die unter anderem den Blick auf die Zeche Consol lenken soll. „Der Vorteil dieser Modulbauweise ist, dass man sich anschauen kann, welche Bereiche davon häufig genutzt werden. Wenn etwas von der Öffentlichkeit nicht gut angenommen wird, kann man dieses Modul dann später auch einfach abbauen“, erklärt Bandelow. Nachts soll die Kulturtankstelle übrigens beleuchtet werden – und tagsüber, vor allem an den Wochenenden, wird sie zur Anlaufstelle für Touristen und zum Naherholungsgebiet für Menschen aus der Region. „Von diesem Punkt aus können Sie mit dem Rad den Zoom, den Kanal und das Graf-Bismarck-Gelände erkunden. Oder entlang des Kanals zum Nordsternpark und zur Zeche Zollverein fahren.
Auch die Erzbahntrasse südlich zur Jahrhunderthalle ist von der Kulturtankstelle aus gut zu erreichen“, schwärmt Bandelow, der den Besuchern Gelsenkirchens verdeutlichen möchte, wie vielseitig und grün die Region ist. Damit die Autofahrer die Stadt auch gut finden, sollen an den Auf- und Abfahrten der „Parktore“ so genannte Vitrinen aufgestellt werden. Diese haben ein 4 Quadratmeter großes Podest mit Streckmetallverkleidung und sollen – passend zur Stadt – eine entsprechende Skulptur tragen. „Jede Stadt darf selbst entscheiden, mit welcher Skulptur oder welchem Merkmal sie die Vitrine bestückt“, betont Birgit Lösche vom Kulturhauptstadtbüro. Ob es in Gelsenkirchen ein Fußball wird, oder ein großer Schwamm in Yves-Klein-Blau? Man darf gespannt sein...