Gelsenkirchen.. Acht Straftaten sind bei der Polizei aktenkundig, die Interessengemeinschaft Taxi Gelsen spricht von 13 Fällen. Dahinter steckt wohl eine Bande.
Gelsenkirchens Taxifahrer sind in Aufruhr. In den vergangenen Wochen sind sie mehrfach Opfer von Überfällen geworden – auch Gewalt war im Spiel. Der jüngste Fall ereignet sich am Montag (16 Uhr) am Amtsgericht Buer. Der Fahrer (59) bringt zwei Männer zur Straße „Auf dem Bettau“. Als es ans Bezahlen geht, reißt der Beifahrer ihm die Börse aus den Händen und die Männer flüchten in den Grünweg. Das Opfer versucht, das Duo mit dem Taxi über den Fußweg zu verfolgen, streift aber dabei einen Baum und wird so unsanft gestoppt.
Acht ähnlich gelagerte Straftaten sind bei der Polizei aktenkundig in 2015, Taxi Gelsen, eine Interessengemeinschaft lokaler Unternehmer und mit 70 Autos der größte Anbieter vor Ort, spricht von „13 Fällen“ seit Jahresbeginn. Ihr Geschäftsführer Harald Grossmann ist mittlerweile so weit, „eine Kopfprämie“ für die Ergreifung der Täter auszuloben, denn nicht nur in seinen Augen hat es den Anschein, als sei da „eine räuberische Bande am Werk“.
Polizei setzt auf aufmerksame Bürger
So weit mochte sich Polizeisprecher Torsten Sziesze nicht aus dem Fenster lehnen, nichtsdestotrotz liegt der Gedanke nah. Denn: Die Tatorte sind bislang stets „die Stadtteile Bulmke-Hüllen und Schalke“ und der oder die Täter schlagen jeweils „zwischen 15 und 16.30 Uhr sowie zwischen 19 und 21.30 Uhr zu“. Alles Zeiten mit viel Publikumsverkehr, daher setzt die Polizei auf jedes noch so vermeintlich unwichtige Detail, das den Bürgern ins Auge fällt, um die Raubserie aufzuklären.
Derweil machen sich die Taxifahrer Reinald (54), Ali (47) und Kenan (40), teils selbstständig, teils angestellt, so ihre Gedanken. Ob er sich „wehren, flüchten oder doch lieber das Geld sofort herausgeben würde“, weiß Reinald nicht recht. Letzteres wohl, denn Gesundheit gehe vor. Er hofft, dass er weiter verschont bleibt von Überfällen, ebenso denken Ali und Kenan.
Die drei diskutieren über „Scheiben, die die hinten sitzenden Fahrgäste vom Fahrer trennen“ – wie in Amerika – über ein „Einstiegsverbot vorn und eine Notverriegelung“ sowie auch über die Sinnhaftigkeit des meist mit verbauten, stillen Alarms. Ihr Fazit: „Bis der Disponent in der Zentrale die Polizei alarmiert und die dann auftaucht, sind die Täter bereits über alle Berge“. Trotz eines heute gläsernen Taxis, das etwa per GPS den Standort erfasst, das Taxameter überwacht und registriert, ob ein Fahrgast gerade auf einem Sitz Platz nimmt.
Überwachungskameras sind ziemlich teuer
Kameraüberwachung? „Haben drei unserer Taxis“, sagt Harald Grossmann von Taxi Gelsen. Aber auch hier gibt es Schwierigkeiten. Zum einen ist da der Preis: etwa 800 Euro für Anschaffung und Einbau – für einen Ein- oder Zwei-Auto-Betrieb ist das oftmals zu teuer, denn „dem Gewerbe geht es eher schlecht“. Zum anderen: Wenn nicht alle Betriebe mitzögen, so Grossmann, stiegen Kunden lieber dort ein, wo sie anonym blieben. Das Skurile: „Die rechtlichen Hürden sind enorm“, sagt Grossmann, denn bislang darf man nur im Notfall eine Aufnahme machen. Hellseher sind aber eher selten.