Gelsenkirchen. Statt des Führerscheins zeigt ein Mann Polizisten ein Bündel Bargeld. Weil er seine dreiste Fahrweise nicht ändert, kassieren sie seine Fahrerlaubnis.
Rücksichtslos, uneinsichtig - und dazu maßlos dreist: So präsentierte sich am Donnerstagmittag ein Autofahrer Gelsenkirchener Polzeibeamten. Nachdem die Polizisten den 25-jährigen Autofahrer wegen seiner rasanten Fahrweise gestoppt hatte, zeigte er ihnen statt seines Führerscheins ein dickes Bündel Geldscheine.
Einer Zivilstreife der Polizei fiel der 25-Jährige gegen 12 Uhr auf der Kurt-Schumacher-Straße auf: Mehrfach wechselte er die Spur, ohne den Blinker zu setzen, fuhr sehr nah auf und ließ den Motor aufheulen, teilt die Polizei mit. Auf einem Parkstreifen hielt er schließlich an.
Bei der Kontrolle sagte er den Polizisten, dass er seinen Führerschein nicht dabei habe. Stattdessen zückte er einen dicken Bündel Geldscheine und fragte, ob 30.000 Euro nicht als Ausweis reichen würden. Auf den Bestechungsversuch seien die Kollegen in keiner Weise eingegangen, sagt Polizeisprecherin Stefanie Dahrenmöller auf Anfrage. "Natürlich ist das total skurril, aber nur weil jemand viel Bargeld mit sich führt, können wir ihm nicht unterstellen, dass damit eine Straftat zusammenhängt", erklärt sie. "Auch wenn die Situation sehr dreist ist, haben wir da keine Handhabe."
Raser fährt genauso rücksichtslos weiter wie zuvor
Und der Autofahrer machte genauso dreist weiter: Nachdem die Polizisten seine Anschrift über Funk überprüft hatten, wollten sie ihn zu seiner nahe gelegenen Wohnung begleiten, um sich den Führerschein zeigen zu lassen. Dabei wiesen sie ihn noch einmal ausdrücklich auf die Einhaltung der Verkehrsregeln hin. Völlig unbeeindruckt davon, dass die Polizisten ihm folgten, raste der Gelsenkirchener mit überhöhter Geschwindigkeit weiter, berichtet die Polizei.
So hätten zwei Schulkinder an einem Fußgängerüberweg an der Wilhelmstraße erschrocken auf den Gehweg zurück springen müssen, weil der Raser erst kurz vor ihnen abgebremst habe. An einer Frau, die an einem Auto auf der Straße stand, sei er zudem so nah vorbei gefahren, dass sie sich ganz nah an das Fahrzeug habe pressen müssen, sagt Dahrenmöller. "Sonst hätte es sicher einen Unfall gegeben."
An der Wohnung des Verkerhssünders angekommen, zeigte er den Polizeibeamten seinen Führerschein – mit den Worten, sie sollten sich beeilen, er habe schließlich noch was vor.
Führerschein beschlagnahmt
Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft beschlagnahmten die Polizisten seinen Führerschein. Die Beamten fertigten zusätzlich einen gesonderten Bericht an das Straßenverkehrsamt. Gegen den Mann liegt nun eine Anzeige wegen der Gefährdung des Straßenverkehrs durch grob verkehrswidriges und rücksichtsloses Fahren vor. Wer seinen Führerschein bei einer Autofahrt nicht mit sich führt, müsse zudem normalerweise mit einem Bußgeld von zehn Euro rechnen, erklärt Dahrenmöller auf Anfrage. "Das wurde aber in diesem Fall nicht geahndet." (jkali)