Gelsenkirchen.

Der vermeintliche Vertreter der Emscher Lippe Energie (ELE), der den Gaszähler ablesen wollte, sollte gestern Mittag auf frischer Tat ertappt werden. Schließlich hatte er mit dem Hausbesitzer einen Termin ausgemacht. Auch die ELE wollte wissen, wer sich da unter ihrem Namen Zutritt zu einem Haus verschafft.

Stefanie Genthe, Thomas Opitz und Heinz Huyeng, alle Mitarbeiter der Emscher Lippe Energie, warten am gestrigen Montagmittag vor dem leerstehenden Schlecker-Markt am Fersenbruch 18 in Heßler. Um 13 Uhr soll der Mann kommen, der sich über die Maklerin mit dem Hausbesitzer Christof Batton in Verbindung gesetzt hat.

Betrüger in flagranti überführen

Der Mann, der seinen Namen und eine Telefonnummer bei der Maklerin angibt, will unbedingt den Gaszähler in dem leerstehenden früheren Schlecker-Laden ablesen. Der Hausbesitzer ruft den angeblichen Ableser zurück und teilt ihm mit, dass der Gaszähler schon längst abgebaut ist. Das interessierte den Mann am Telefon nicht. Das sei egal, entgegnet er, er müsse trotzdem kontrollieren.

Das kommt dem Hausbesitzer „spanisch“ vor und er erkundigte sich bei der ELE nach dem Mitarbeiter. Doch in dem Unternehmen kennt man weder den Namen des Mannes noch die genannte Telefonnummer. Auch für eine von der ELE beauftragte Fremdfirma ist der Mann nicht unterwegs. Das erbringt die weitere Recherche. „Es ist äußerst dubios. So eine schräge Geschichte hatten wir noch nie“, räumt Stefanie Genthe ein.

Gasableser tauchen auf

Auch der Hausbesitzer findet das seltsam, zumal er erst am Freitag vergangener Woche in der WAZ-Ausgabe Gelsenkirchen eine Meldung gelesen hat, in der die ELE vor dubiosen Anrufern warnt. Er informiert die Redaktion. Vielleicht könne man den „guten Herrn“ ja in flagranti überführen und darüber schreiben?

Pünktlich um 13 Uhr stellt sich der vermeintliche Gasableser ein: zwei Männer in einem ELE-Fahrzeug, die sich als Mitarbeiter der ELE-Verteilnetz GmbH (EVNG) Gelsenkirchen vorstellen. Sie wollen die Dichtigkeit des Gasanschlusses im Haus zu überprüfen.

"Der Hausbesitzer hat völlig richtig gehandelt"

Die EVNG betreibt die Strom- und Gasnetze in Gelsenkirchen. Dass ELE und EVNG in diesem Fall nichts voneinander wussten, erklärt ELE-Sprecherin Genthe damit, dass die beiden Unternehmen seit einigen Jahren eigenständig sind und die EVNG diskriminierungsfrei arbeiten muss, also keinen Unterschied zwischen der ELE und anderen Energielieferanten machen darf. Deshalb dürften Daten nicht weitergegeben werden. Im übrigen war der Name des vermeintlichen Ablesers falsch bei der ELE angekommen.

„Der Hausbesitzer hat völlig richtig gehandelt“, nimmt ELE-Sprecherin Stefanie Genthe den Mann in Schutz. Im Moment seien „merkwürdige Gestalten“ im Stadtgebiet unterwegs. In der Tat geben Unbekannte am Telefon an, im Auftrag der ELE zu handeln und behaupten, auf Grund der Anfang März anstehenden Strompreissenkung sei es notwendig, die Zählernummer zu erfassen. Was die Anrufer mit den Daten beabsichtigen, konnte der Energiedienstleister ELE bislang nicht ermitteln. „Vielleicht geht es um neue Abschlüsse“, vermutet Genthe.