Gelsenkirchen. Es könne jeden treffen, erklärte Prof. Claus Haase, Chefarzt der Klinik für Neurologie an den Evangelischen Kliniken in Gelsenkirchen, beim WAZ-Medizinforum zum Thema Schlaganfall.

Georg Friedrich Händel hatte einen. Auch Charles Baudelaire. Und Manfred Krug. Sie alle traf einmal der Schlag. Und tatsächlich kann es jeden treffen, der nicht die eigenen Risikofaktoren im Blick hat, erklärte Prof. Claus Haase, Chefarzt der Klinik für Neurologie an den Evangelischen Kliniken, am Mittwoch beim WAZ-Medizinforum zum Thema Schlaganfall.

500 Menschen erlitten täglich einen Schlaganfall, so der Mediziner, der vor der heimtückischen Gefäßerkrankung warnte. „Denn sie erfolgt mit einem Schlag.“ Warnschüsse gebe es kaum. Vielmehr sei es wichtig, die Symptome zu kennen und schnell zu handeln. „Time is Brain, sagen wir. Zeit ist Gehirn. Nach einem Schlaganfall zählt jede Minute.“ Denn 80 Prozent der Schlaganfälle werden durch eine Durchblutungsminderung in der Folge eines Gerinsels verursacht. „Und jedes Organ, das nicht mit Blut versorgt wird, stellt seine Funktion ein und stirbt danach sogar ab.“

Um schnellstmöglich die richtige therapeutische Versorgung in der „Stroke Unit“ zu gewährleisten, müssen Patienten und Angehörige die Symptome identifizieren können, so Dr. Andreas Schneider, Leitender Oberarzt, Neurologe und Psychiater. Und die Liste derer ist lang. Lähmungserscheinungen sind möglich, ebenso Gefühlsstörungen und Sprachstörungen, was bedeutet, dass Betroffene falsche Wörter oder Silben verwenden, einfach nicht mehr sprechen können. Auch Sprechstörungen können auftreten, bei denen die Lautformung beeinträchtigt ist. Dazu können Handlungsstörungen kommen, Schluckstörungen, Sehstörungen, Koordinationsstörungen, Schwindel und das Sehen von Doppelbildern. Kein klassisches Symptom sei der Kopfschmerz, so Schneider. „Wenn er aber bei einem Schlaganfall auftritt, gibt uns das Informationen über die Art des Anfalls.“ Auch die Bewusstlosigkeit gehöre nicht zu den klassischen Symptomen.

Kommt es zu einem Schlaganfall, gibt es zu Beginn ein Infarktgebiet, dessen Zellen nachhaltig geschädigt sind, und darum einen „Halbschatten“. Die Zellen in diesem Bereich können durch eine schnelle Behandlung gerettet werden. Trifft der Patient schnell in der „Stroke Unit“ ein, so besteht noch die Chance, das Gerinnsel aufzulösen durch die sogenannte Thrombolyse. „Das ist eine ganz einfache Infusion, die in vielen Fällen in der Lage ist, das Gerinnsel aufzulösen“, so Schneider.

Es gibt Gerinnsel, die auf Medikamente nicht ansprechen

Weitere Möglichkeiten der Akutbehandlung stellte Dr. Ulf Laufer, Chefarzt der Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie vor, nämlich minimalinvasive Maßnahmen mit Hilfe eines Katheters. „Es gibt gewisse Gerinnsel, die auf Medikamente nicht ansprechen“, erklärte der Mediziner, wann solche Maßnahmen anstünden.

Über die Leiste werde der Katheter eingeführt und bis zum Gerinnsel transportiert, wo ein Stent positioniert werden könne. Ein Mikrokatheter eröffnet eine weitere Möglichkeit: „In diesem Fall saugt man dann den Thrombus einfach ab.“ Möglichkeit Drei greift bei hartnäckigen Fällen. Hier umschließt ein Stent den Thrombus kurzzeitig. Wird der Stent entfernt, rutscht das Gerinnsel im Idealfall mit. „All dies ist aber nur möglich, wenn der Patient wirklich schnell hier ist“, betonte Claus Haase am Ende noch einmal.