Gelsenkirchen.

Die Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen gedachte am Dienstag Abend mit einem Gedächtnisgebet den jüdischen Opfern des Pariser Terroranschlags.

Auch im Religionsunterricht diskutierten die Schüler über den Überfall auf den koscheren Supermarkt.

„Die Stimmung in der Gemeinde ist sehr bedrückt“, beschreibt Judith Neuwald-Tasbach, Vorsitzende der Gemeinde, die aktuelle Gemütslage. „Die Ermordung der Menschen in Paris betrifft uns alle sehr persönlich, wir empfinden Angst und Sorge.“ Das Ausmaß an Gewalt sei so groß, „dass hätten wir uns nicht vorgestellt“. Schon heute würden sich Jungen und Mädchen der Gelsenkirchener Gemeinde nicht trauen, auf der Straße offen eine Kippa oder einen Davidstern zu tragen: „Die Kinder wollen nicht als Juden erkannt werden, weil sie sich vor Angriffen fürchten.“ Die Polizei passe sich vor der Gelsenkirchener Synagoge der aktuellen Sicherheitslage an: „Wir fühlen uns sehr gut begleitet.“ Trotz aktueller Schockstarre betont die Vorsitzende: „Wir geben nicht auf, leben weiter so wie vorher.“

Die Jusos zeigen sich bestürzt

„Je suis Charlie“ – das Bekenntnis für die Meinungsfreiheit und gegen den Terror wurde in den letzten Tagen weltweit hochgehalten. Die Falken und die Jusos Gelsenkirchen haben den Satz jetzt aufgegriffen. Sie geben einen gemeinsamen Solidaritäts-Button heraus.

Von den Vorkommnissen in Paris sind auch die Jusos und die Falken schockiert und sprechen den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. „Wir verurteilen diesen Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit und sind froh, dass überall Zeichen für eine freiheitliche Gesellschaft gesetzt werden“, betont Sebastian Kolkau als Vorsitzender der Gelsenkirchener Falken. „Unsere beiden Verbände stehen seit Bestehen für ein friedvolles Zusammenleben aller Menschen. Wir grenzen niemanden auf Grund von Religion, Geschlecht, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder anderen Merkmalen aus“, so der Juso-Vorsitzende Behlül Taskingül.

Musiktheater im Revier setzt auf kulturelle Vielfältigkeit

Gemeinsam stelle man sich „entschieden gegen andere Bestrebungen, vor allem auch gegen rechtsextreme Parteien und die Pegida-Bewegung“, die nun versuchten daraus Kapital gegen Flüchtlinge, Migranten und Muslime zu schlagen, so Taskingül und Kolkau weiter. „Die riesige Mehrheit von Muslimen“ stehe für Demokratie und verurteile den Terroranschlag gegen die Redaktion der „Charlie Hebdo“ ebenso. „Mit dieser Tat die Anhänger einer ganzen Religion zu verurteilen ist falsch“, meinen Falken und Jusos in ihrer gemeinsamen Erklärung. Ihr Appell: „Es liegt an den Menschen in unseren Städten, Ländern und in der Welt aufzustehen und menschenfeindlichen Parolen entgegen zu treten. Zusammen kommen, sich verstehen lernen, für einander einstehen, sich mit anderen zusammen tun. Für ein solidarisches Miteinander. Packen wir es gemeinsam an.“

Den Solidaritäts-Button gibt es auf Veranstaltungen der beiden Organisationen und im Unterbezirksbüro der Falken an der Düppelstraße 51.

„Wir sind gegen Ausgrenzung, Intoleranz, Gewalt“: Signalgelb auf blauem Grund bezieht das Musiktheater im Revier auf seiner Homepage und auf seiner Facebook-Seite im Internet klar Position. Am morgigen Freitag, wenn die Stadt Gelsenkirchen im Opernhaus am Kennedyplatz zum Neujahrsempfang einlädt, wird dieser Satz zudem auf einem riesigen Banner weithin sichtbar zu lesen sein, kündigte MiR-Sprecher Christoph Nagler an. „Das Musiktheater steht in einer Stadt“, heißt es auf Facebook, „in der Pegida und ihre angstbesetzten Parolen keine Chance haben. Denn das Ruhrgebiet ist traditionell multikulturell, weltoffen und tolerant. Für Ausgrenzung und Gewalt ist bei uns kein Platz.“ Die Menschen würden Respekt schätzen: „Die 272 MiR-Mitarbeiter aus vielen unterschiedlichen Nationen stellen jeden Tag unter Beweis, was kulturelle Vielfalt hervorbringen kann.“