Gelsenkirchen. Der Neustart der Trabrennbahn Gelsenkirchen steht nach dem drohendem Aus mit neuem Wett-Vermarkter und neuem Betreiber-Verein am 21. Januar an. Bei 23 Renntagen 2015 soll es nicht bleiben.
Der Neustart der Trabrennbahn Gelsenkirchen zum Jahreswechsel geriet nach dem drohenden Aus zum Rennen gegen die Zeit. Die Verträge mit dem neuen Wett-Vermarkter „German Tote“ sind erst seit wenigen Tagen unter Dach und Fach, der neue Betreiberverein GelsenTrabPark e.V. ist in Gründung, der erste Renntag steht am Mittwoch, 21 Januar, ab 17 Uhr an – ein Foto-Finish. Die Macher sind voller Optimsmus, sagen jedoch auch: „Wir wollen auf keinen Fall auf die Tränendrüsen drücken, aber 2015 wird ein hartes Jahr, wir sind ja Betriebswirtschaftler“.
Sprich: Rennbahn-Manager Markus Seild und Eventmanager Uwe Küster können und müssen rechnen: „Wir sind alle angetreten, damit es funktioniert. Einen Plan B gibt es an der Stelle nicht. Jeder Euro ist wichtig. Unser Ziel heißt: weniger Kosten, mehr Umsatz“, sagt Küster. Der Anspruch geht über eine nüchterne Kosten-Kalkulation hinaus, hat viel mit Image, Marketing und auch Tradition und Unterhaltungswert zu tun. „Es ist großartig hier, das müssen wir immer wieder vermitteln“ – eben diese besondere Mischung aus Pferde-Sport, Spannung und Familienangebot, Wettreiz, Gastronomie und skurrilen Typen. „Die ist kultig, das kann man nur hier erleben.“
Sport, Wetten und skurrile Typen
Zum Winter drohte das Aus für die, so Seidl, „mit Abstand wichtigste Trabrennbahn in Deutschland“. Die RSM-Gruppe, die Pferdewetten über Winrace vermarktet hatte und auch die Gelsenkirchener Bahn als Veranstalter betreute, hatte im September ihren Ausstieg angekündigt. Die sechs fest angestellten Bahn-Mitarbeiter erhielten die Kündigung, über 100 Honorarkräften drohte der Jobverlust.
Die Familie Herz hinter der RSM-Gruppe war in Gelsenkirchen über Jahre weit mehr als nur Vermarkter. Milliardär Günter Herz war auch Mäzen, der den Ruf Gelsenkirchens im Trabrennsport mit viel Geld für gut 40 Renntage festigte. „Herz hat hier acht Jahre lang gut eine Mio. Euro im Jahr gelassen. 2014 haben wir alleine 975.000 Euro an Rennpreisen ausgeschüttet. Das Geld fehlt natürlich an allen Ecken und Enden“, sagt Seidl. Doch die entscheidenden Rollen jenseits der Bahn sind neu und hoffnungsvoll besetzt. „German Tote“, bisher im Galoppbereich stark, öffnet die Tür zum weltweit zweitgrößten französischen Wettanbieter „PMU („Paris Mutuel Urbain“). Die PMU-Renntage sind für Fahrer, Besitzer, Wetter und über die Buchmachersteuer für die Veranstalter höchst attraktiv – in 2015 wird Gelsenkirchen sieben ausrichten können. Sie sind der Grundstock für die bislang terminierten 23 Renntage. Doch der Anspruch geht darüber hinaus. Seidl: „Wir wollen wieder auf über 40 Renntage kommen.“
Wettcenter wird am 25. Januar offiziell eingeweiht
An den Toto-Kassen und auch auf diversen Schildern ist der alte Trabrennbahn-Partner „Winrace“ noch mit Werbung präsent. Die Schilder werden entfernt, wenn auch nach außen sichtbar „German Tote“ übernimmt. Der Vermarkter-Vertrag läuft zunächst über fünf Jahre.
Alles neu und auf Start heißt es auch im attraktiv aufpolierten Wettcenter, das am 25. Januar offiziell Neueröffnung feiert – passenderweise wenn in Vincennes mit dem Prix d’ Amérique eines der berühmtesten Trabrennen der Welt ausgefahren wird. Auf TV-Schirmen können Besucher das Rennen natürlich verfolgen, wie sie auch Renntage von Schweden bis Süd-Afrika eingeblendet bekommen (und natürlich auch wetten können) – meilenweit weg vom Schmuddelimage mancher Wettbuden.
Über den Wettanbieter PMU steht dabei die Welt offen. Die Franzosen haben allein in ihrem Heimatland über 22 000 Annahmestellen, machen 11 Mrd. Euro Umsatz. Für Seidl eine Riesenchance: „Gelsenkirchen hat jetzt wieder Trabrennen, die im Fokus des europäischen Pferdesports stehen.“
Hannes Bongartz zählt zu den Gründungsmitgleidern
GelsenTrabPark e. V. bekommt als Verein für die Neuaufstellung große Bedeutung, auch bei der Verankerung in der Stadtgesellschaft und der Akquise von Partnern für künftige Renntage. Aktuell sponsert lediglich der Energiedienstleister Ele einen Renntag.
Der Verein kann auf Promi-Geleit setzen. Zu den 15 Gründungsmitgliedren Hannes Bongartz. Der Ex Schalke-Profi und Bundesliga-Trainer ist als ambitionierter Amateurfahrer und Pferde-Besitzer (er hält „derzeit eine Zuchtstute und zwei Rennpferde mit mehreren Partnern“) bestens vernetzt, kennt viele Züchter, Besitzer und Kunden. „Der Sport macht mir nach wie vor Spaß“, sagt Bongartz und sieht seine Rolle als „wichtiger Mittelsmann“ und Netzwerker zusammen mit anderen Promis aus der Traber-Szene. Unterstützung erfährt der Verein unter anderem auch aus der Wewering-Familie.