Gelsenkirchen. . Hese bis Stauffenberg: Insolvenzverfahren begleiten 2014 das Wirtschaftsjahr. Durchbruch auf dem Gelände Graf Bismarck und für den Gewerbepark A 42.

Neue Schwerpunkte bei Vaillant, große Sorgen beim Anlagenbauer Hese, neuerliche Insolvenz bei der Brotfabrik Stauffenberg, dazu der Jobverlust und die Produktionsverlagerung in der Schalker Eisenhütte an der Magdeburger Straße – es war kein einfaches Jahr für die Gelsenkirchener Wirtschaft. Es sind Traditionsbetriebe, die teils vor kapitalen Umbrüchen stehen und auch Robert Sadowsky, dem 1. Bevollmächtigten der lokalen IG Metall mächtig Sorgen machen. „Bei Hese läuft das Insolvenzgeld für drei Monate, doch wir haben noch keinen Plan, wie das Unternehmen weiter geführt wird. Aber wir haben natürlich die Hoffnung, dass es mit möglichst vielen Beschäftigten weiter geht“, sagt Sadowsky.

Bei Vaillant kann die IG Metall bislang nicht nachvollziehen, dass mit der Fokussierung des Werkes auf Hocheffizienztechnologie Abbau und Verlagerung von Stellen aus dem bisherigen Produktionsbereich verbunden sein müssen. Die Gewerkschafter setzen (noch) auf eine Alternativplanung. Beim Automobilzulieferer TRW scheint der Verkauf ohne große Folgen zu bleiben. Im Gegenteil: Als Teil des Weltkonzerns ZF Friedrichshafen könnte das Werk in Schalke Nord sogar gestärkt aus der Fusion hervor gehen.

Nach harten Jahren mit Einsparungen (noch 2012 wurden 120 Stellen gestrichen) rechnet man bei TRW nicht mit weiteren Einschnitten – wirklich sicher fühlt man sich allerdings auch nicht. Ein weiteres Jahr ohne Verkauf hat derweil Thyssen Krupp Electrical Steel überstanden. Eigentlich will sich der Konzern von der Sparte trennen. „Es ist die Frage, wie nun die Entscheidungen laufen“, so Sadowsky. Vielleicht besinne man sich ja neu. „Die Preise haben sich stabilisiert, die Nachfrage zieht an. Alles scheint gut.“

Wirtschaftliche Entwicklung erfordert langen Atem

Für wirtschaftliche Entwicklung, postuliert der Wirtschaftsförderungsdezernent, ist langer Atem erforderlich. „Das ist ein Dauerlauf, kein Spurt“, so Dr. Christopher Schmitt. Das gilt auch auf den größten Entwicklungsflächen der Stadt – Graf Bismarck und Schaker Verein. Am Rhein-Herne-Kanal ist der Wohnungsbau längst vorgeprescht,läuft im neuen Stadtviertel die Grundstücksvermarktung durchaus mit hoher Nachfrage. Doch auch das Gewerbe zog in diesem Jahr nach: Die Kaldunski + Löhr GmbH setzt an der Johannes-Rau-Allee 1 den ersten Neubau auf die neu erschlossene Gewerbefläche. Der Gelsenkirchener Tor-Spezialist investiert 3 Mio. Euro und setzt mit 30 Mitarbeitern auf konstantes Wachstum am neuen Standort.

Auch die Firma Doetsch Brandschutz-Service und Industriebedarf zieht es ins neue Quartier. Ihre Gewerbe-Neubauten sind weit gediehen und bestätigen einmal mehr: Wirtschaftsentwicklung ist vor allem Binnenentwicklung. Beide Betriebe sind in der Stadt alteingesessen. Neue Firmen zu locken ist schwer. Doch auch das ist – für ein großes „Sorgenkind“ – gelungen. Für den Gewerbepark A 42 in Schalke konnte endlich mit der Deutschen Lagerhaus Gesellschaft ein erster Großinvestor präsentiert werden. Und auch am Schalker Verein steht neben neuem Einzelhandel ein Technikdienstleister in den Startlöchern..

Keine großen Wachstumserwartungen

Und 2015? „Zuersichtlich, aber ohne große Wachstumserwartungen“ geht die regionale Wirtschaft in das neue Jahr. „Es gibt keine Anzeichen für einen kräftigen Konjunkturimpuls, aber auch keinen Grund, die wirtschaftliche Entwicklung schlecht zu reden“, resümiert Dr. Benedikt Hüffer. Der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen betont deshalb: „Wir befinden uns weiterhin auf einem hohen Niveau.“