Gelsenkirchen. Mit Maschinenpistole in der Hand stürmten die Räuber ein Juweliergeschäft. Jetzt muss sich ein Trio vor dem Landgericht Essen verantworten.

In kugelsicheren Westen schützen Justizwachtmeister am Mittwoch einen Prozess vor dem Landgericht Essen. Drei Männer vom Balkan, in Deutschland ohne festen Wohnsitz, müssen sich für einen brutalen Überfall auf einen Gelsenkirchener Juwelier verantworten. Offenbar wird ein Fluchtversuch befürchtet.

Pauschal bestätigt Nemanja M. zu Beginn der Verhandlung die Vorwürfe der Anklage. Zu Details will der 29-Jährige sich aber nicht äußern. Seine Mitangeklagten Dragan R. (25) und Zoran P. (38) schweigen.

Viele Worte machten auch die Männer nicht, die maskiert und schwer bewaffnet am 25. Juni um 10.40 Uhr in das Juweliergeschäft in der Nähe des Gelsenkirchener Hauptbahnhofes stürmten. Dem Juwelier, dessen Frau und einer Tante hielten sie eine Maschinenpistole an den Kopf, nachdem sie die Waffe zuvor demonstrativ entsichert hatten. Dann räumten sie Schmuck im Wert von rund 150.000 Euro ein und flüchteten mit einem zuvor gestohlenen Auto.

Pfosten beseitigt

Ihren Fluchtweg, der auch über Fußgängerwege führte, müssen sie schon Tage vorher präpariert haben, indem sie Pfosten beseitigten. Schnell verschwanden sie in einer Wohnung an der Karl-Meyer-Straße in Rotthausen. Was folgte, war nicht gerade eine Glanztat der Polizei. Nachdem sie von einer Anwohnerin einen Hinweis auf das Trio bekommen hatte, rückte sie mit Sondereinsatzkräften an, durchsuchte mittags jede Wohnung in dem mehrstöckigen Haus. Doch die Täter blieben unauffindbar, so dass die Polizei abzog.

Dann sprachen die Beamten noch einmal mit der Zeugin. Danach wussten sie, dass die Frau den Eck-Eingang an einem Anbau des Hauses gemeint hatte. Erneut stürmten die Polizisten das Haus, fanden Täter, Waffen und Schmuck.

Opfer leidet heute noch

Der 50 Jahre alte Juwelier leidet jetzt noch unter dem brutalen Überfall. Im Prozess weint er, wenn er davon erzählt, dass er über die Tat nicht hinweg komme.

Hoch professionell gingen die Räuber vor. Nemanja M. soll auch über perfekte Ausweispapiere verfügen, mit denen er unter einer Alias-Identität in Erscheinung trat. In den Akten geistert schon mal die Information herum, er könne zu den „Pink Panther“, den „rosaroten Panthern“, gehören. Laut Interpol ist damit eine Bande von rund 200 Männern aus dem ehemaligen Jugoslawien gemeint, auf deren Konto hunderte von Überfällen in Europa gehen soll. Opfer sind fast immer Juweliere, die Täter sollen schwer bewaffnet sein. Das Landeskriminalamt NRW nannte sie „reisende Intensivtäter“. Bemerkenswert sei die genaue Organisation der Taten, hieß es auf einer Interpol-Tagung 2009 in Monaco.

Die „Pink Panther“ sollen keine feste Bande sein, sondern ein Zusammenschluss aus mehreren Gruppen. Laut Interpol kennen sich die Täter vor der Tat nicht.