Gelsenkirchen.. Eine seltene Raumplastik des Düsseldorfer Bildhauers Norbert Kricke ist in Gelsenkirchen demoliert und verbogen geworden. Die Stadt hat eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro ausgesetzt.
Ein wertvolles Kunstwerk aus dem Besitz der Stadt wurde offenbar Opfer blinder Zerstörungswut: Die fragile stählerne Raumplastik des prominenten Künstlers Norbert Kricke, die seit 1960 den Platz vor dem Versorgungsamt der Stadt an der Vattmannstraße ziert, wurde in der Nacht von Montag auf Dienstag komplett umgebogen, Teile sind gebrochen. „Wir sind sehr traurig darüber“, gestand ein entsetzter Kulturamtsleiter Dr. Volker Bandelow. Die Polizei ermittelt.
Oberbürgermeister Frank Baranowski zeigte sich verärgert und betroffen angesichts der sinnlosen Zerstörung: „Ich habe kein Verständnis für diese unsinnigen Beschädigungen. Wir werden alles daran setzen, die oder den Täter zur Rechenschaft zu ziehen.“
Verärgerung und Betroffenheit
Auch Kunstvereinsvorsitzender Ulrich Daduna reagierte empört auf den massiven Kunstfrevel. Die Stadt erstattete Strafanzeige bei der Polizei und setzte eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro aus für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des Täters oder der Täter führen.
Nach Angaben der Polizei machten sich die Unbekannten zwischen 18 Uhr am Montag und 7 Uhr am Dienstag ans Werk. Wie hoch der entstandene Schaden tatsächlich ist, konnte Bandelow gestern noch nicht sagen, aber: „Die Skulptur soll nun möglichst bald demontiert und gesichert werden. Ein Gutachter wird dann entscheiden, ob und wie das Objekt fachgerecht und authentisch restauriert werden kann.“
Die Täter nutzten die schwächste Stelle des Kunstwerkes, um es mutwillig umzuknicken. Dabei kam es zu Materialbrüchen. Bandelow: „Das geht allerdings nicht mal eben im Vorbeigehen. Da hat jemand richtig viel Kraft aufgebracht und sich regelrecht am Kunstwerk abgearbeitet.“ Zum Glück kommen solche Fälle, bei denen Kunst im öffentlichen Raum zerstört wird, in Gelsenkirchen bislang nur selten vor.
Was den Kulturamtschef besonders ärgert: „Diese Kricke-Arbeit ist ein einzigartiges Werk, Vergleichbares gibt es bis auf eine Arbeit in Düsseldorf nicht.“
Weitere Arbeit des Künstlers in Gelsenkirchen
Gelsenkirchen besitzt noch eine weitere wichtige Arbeit des 1922 in Düsseldorf geboren und dort 1984 verstorbenen Künstlers Norbert Kricke. Sein ebenfalls stählernes „Röhrendickicht“ ziert die Stirnwand des Kleinen Hauses am Musiktheater im Revier.
Norbert Kricke setzte sich in seinem Schaffen vor allem mit linearen Formen und dynamischer Raumgestaltung auseinander.
Die nun so aggressiv demolierte Skulptur an der Vattmannstraße steht auf einem massiven Sockel in einem (zurzeit leeren) Wasserbassin. Dort stand die Plastik scheinbar schwerelos schwebend mit ihren stählernen Linien, die wie eine Kritzelei den Raum durchzogen. Die Stahlspitzen zuckten energisch wie Blitze durch die Luft.
Die Täter bogen das aus dünnen Edelstahlstäben bestehende Kunstwerk komplett vom Sockel herunter, so dass es teilweise zu Materialbrüchen kam. An dem wertvollen Kunstwerk entstand so ein erheblicher Sachschaden.
Die Polizei fragt: Wer kann Angaben zu dem Tatgeschehen oder den Tätern machen? Sachdienliche Hinweise an die Polizei unter 0209/365- 8112 - oder 8240.