Gelsenkirchen.. Knapp 60 Prozent aller Gelsenkirchener gelten als übergewichtig. In Zahlen: 126. 000. Der Anteil der Männer ist dabei höher als der der Frauen. Die Ursachen für Übergewicht: schlechte Ernährung, kein Sport, fehlende Bildung und eine hohe Arbeitslosenquote – diesen Schluss lässt die Statistik zu.
Übergewicht und Fettleibigkeit nehmen fast überall in Deutschland zu: im Ruhrgebiet und in Gelsenkirchen dramatisch. Gelsenkirchen führt die Dicken-Statistik an. Im Mittel liegt der Body-Mass-Index (BMI) der Einwohner bei 26,8 und ist damit der höchste in NRW. Ab einem BMI von 25 gelten Männer und Frauen als übergewichtig. 58,7 Prozent der Gelsenkirchener sind übergewichtig.
Auf die Einwohnerzahl übertragen, bedeutet das, dass 126 000 Menschen in der Stadt zu dick sind. Zum Vergleich: Der Landesdurchschnitt liegt bei 52,8 Prozent (BMI-Durchschnitt 25,9). Überraschend ist da nicht, dass 19,8 Prozent der Gelsenkirchener fettleibig (adipös) sind, 1,5 Prozent sogar massiv fettleibig.
149.000 Bürger gaben Auskunft
Das Landesamt für Statistik hat die Daten im Rahmen des Mikrozensus 2013 erhoben. 149 000 Gelsenkirchener machten dafür freiwillig Angaben zu Körpergewicht und Körpergröße. Der Anteil der Übergewichtigen ist bei Männern höher als bei Frauen. Während 66,3 Prozent der Männer zu viel Gewicht auf die Waage bringen, sind es bei den Frauen nur 51,1 Prozent. Für Frauen ergibt sich bei einer durchschnittlichen Körpergröße von 1,65 Meter und einem Durchschnittsgewicht von 70,3 Kilogramm rein rechnerisch ein BMI von 26, während Männer mit 1,78 Metern und 86,8 Kilogramm auf einen BMI von 27,4 kamen.
Ursache für Übergewicht sind schlechte Ernährung, kein Sport, fehlende Bildung und eine hohe Arbeitslosenquote. Diesen Schluss lässt die Statistik zu, wenn man Gelsenkirchen mit anderen Städten vergleicht. Den niedrigsten Anteil von Erwachsenen mit Übergewicht gibt es demnach in Münster mit 39,4 Prozent gefolgt von Bonn (40,4) und Aachen (45,8).
Den Zusammenhang zwischen Übergewicht, Bildung und sozialer Situation will Dr. Günter Pruin, Geschäftsführer von Gelsensport, nicht leugnen: „Wer wenig Geld hat, ernährt sich auch nicht gut.“ Pruin sieht die Stadt gleichwohl „gut aufgestellt“, aber um Ergebnisse zu erzielen, müsse man „dicke Bretter bohren“.
Eltern haben Vorbildfunktion
Wie will Gelsenkirchen den Pfunden seiner Bevölkerung den Kampf ansagen? Es gibt das Programm ‘Gelsenkirchen bewegt seine Kinder’ mit Schwimmkursen in den Schulferien, eine Ökotrophologin berät in Kindergärten und Schulen, um auch Eltern zu erreichen, zahlreiche Informationsveranstaltungen und Sportangebote. Tanja Eigenrauch, Leiterin des Projektes, hält Ernährungsbildung, Bewegung und Sport für den Schlüssel, um dem Gesundheitsrisiko Fettleibigkeit zu Leibe zu rücken. „Nicht allein die Eltern haben Schuld, aber sie sind die Vorbilder.“
Vielleicht ein Trost: Den höchsten Anteil an übergewichtigen Personen hat mit 61 Prozent Herne. Dahinter folgen Remscheid mit 60,5 Prozent und – gleichauf mit Gelsenkirchen – der Kreis Warendorf ebenfalls mit 58,7 Prozent.