Gelsenkirchen. Im Foyer des Gelsenkirchenerr Musiktheaters im Revier informieren zwei Computerterminals und ein Großbildschirm über Werk und Vita der Künstlerin Charlotte Salomon. Das Ballett setzt sich zurzeit mit der Malerin auseinander.
Der Tod kam durch Mörderhände. Die jüdische Malerin Charlotte Salomon starb 1943 im Alter von nur 26 Jahren im Konzentrationslager Auschwitz. Die begabte Berlinerin hinterließ trotz ihres kurzen Lebens ein umfassendes künstlerisches Oeuvre von rund 1325 Werken, darunter die außergewöhnliche Biografie „Leben? Oder Theater“. Dieser Mischung aus Malerei, Text und Musik widmet sich nun das Gelsenkirchener Ballett im Revier.
Direktorin Bridget Breiner, die sich seit drei Jahren mit Werk und Vita Charlotte Salomons auseinandersetzt, teilt die Begeisterung mit der New Yorker Komponistin Michelle DiBucci. Die entdeckte vor 20 Jahren in einem Antiquariat ein Buch über die Malerin und setzte sich seitdem auf ihre Spur. Nun arbeiten Choreografin und Notensetzerin gemeinsam an der Uraufführung der Ballettoper „Der Tod und die Malerin“. Die wird am 14. Februar im großen Haus des Musiktheaters im Revier zu sehen sein.
Originale im Kunstmuseum Bochum
Damit sich aber auch das Publikum schon im Vorfeld mit dem Schaffen Charlotte Salomons, aber auch mit ihrem Leben auseinandersetzen kann, gibt es gleich zwei Ausstellungen. Die eine ist ab sofort im oberen Foyer des Musiktheaters zu sehen, die andere ab Februar im Kunstmuseum Bochum.
Das Musiktheater zeigt in einer virtuellen Ausstellung an zwei Computerterminals und auf einem Großbildschirm Werke der Künstlerin Salomon. Über Kopfhörer erklingt die passende Musik. Der Betrachter kann sich die Bilder in Eigenregie erarbeiten, darf sich durchklicken durch unterschiedliche Themenbereiche. Damit eine solch ungewöhnliche Präsentation möglich wurde, reisten Bridget Breiner und Ballettmanager Florian König nach Amsterdam. Im dortigen Jüdischen Museum lagert das fragile Werk Charlottes Salomons, Zeichnungen vor allem, die sich mit den Menschen, mit denen sie lebte, auseinandersetzen. Und mit Schicksalsschlägen. Breiner: „Charlotte Salomon malte sich vieles von der Seele.“ Den Selbstmord von Mutter und Großmutter zum Beispiel, und die Angst, darüber verrückt zu werden. Die Bilder, sagt Breiner, seien sehr berührend.
Da eine Ausstellung von Originalen aus Platzgründen im Kunstmuseum Gelsenkirchen nicht möglich war, erklärt Dramaturgin Juliane Schunke, habe man Kontakt zum Bochumer Museum aufgenommen. Direktor Dr. Hans Günter Golinski sagte begeistert zu: „Man muss diese Arbeiten im Original sehen!“ Die Malerei zeigt Anklänge an klassische Kunstrichtungen wie den Expressionismus, wirkt mal leicht, mal monströs, oft erzählerisch, theatralisch und immer emotional.