Die Horsterin Rita Kraeft wurde vom Bundespräsidenten für ihren Einsatz beim Kreuzbund mit dem Verdienstkreuz der Bundesrepublik geehrt. OB Baranowski nahm die Ehrung auf Schloß Horst vor.
Sie ist herzlich, liebenswürdig und einfühlsam - eine gute Seele eben. Sie kann aber, wenn es sein muss, auch anders: resolut, konsequent und hart sein. Vor allem, wenn es um ihre „Weggefährten” im Kreuzbund Horst, der Selbsthilfegruppe für Suchtkranke, geht. Die Horsterin Rita Kraeft (65) lebt vor, was sie erwartet: offen und ehrlich sein, die Verantwortung übernehmen für das, was man tut. Dafür wird sie manchmal von denen, denen sie hilft, verflucht, aber viel öfter geachtet, geschätzt, auch geliebt. „Bei ihr weiß man, wo man dran ist”, sagt einer, der es wissen muss, einer von vielen, ganz vielen, denen Rita Kraeft in mehr als 30 Jahren geholfen hat, mit ihrer Sucht fertig zu werden.
Für ihren ehrenamtlichen Einsatz wurde sie jetzt mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt: Genauer: Mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, der höchsten Auszeichnung des Staates für bürgerliches Engagement. Bei einer Feierstunde auf Schloß Horst nahm OB Frank Baranowski, der auch eine Würdigung des Bundespräsidenten verlas, die Ehrung vor und lobte wie dieser Rita Kraefts selbstloses Engagement.
Vorgeschlagen für das Bundesverdienstkreuz hatten sie Weggefährten des Kreuzbundes Horst - ein Ausdruck des Dankes. Rita Kraeft, die Betroffenen stets Ansprechpartner war, Ansporn gab, auch tatkräftig half („ich war auch nachts unterwegs”), weiß, wovon sie spricht: Acht Jahre lang war sie in den 70er Jahren selbst medikamentenabhängig, ging durch viele Gräben. 1975 kam die gelernte Verkäuferin, die seit 1974 in Horst lebt, zur Selbsthilfegruppe Kreuzbund in Buer – der Wendepunkt in ihrem Leben. Sie bewältigte ihre Sucht und wurde von der Geholfenen zur Helfenden: Vor genau 30 Jahren baute sie die Kreuzbund-Gruppe in Horst mit auf. 18 bis 20 Mitglieder zählt sie. „Die Gruppe ist überlebenswichtig, sie stärkt den Abstinenzwillen.” 1983 übernahm die Geehrte die Gruppenleitung - und hat sie bis heute inne. 1988 baute sie den Kreuzbund-Stadtverband mit auf, war von Anfang stellv. Vorsitzende. Nachdem sie 1992 zur Krankenschwester umgeschult hatte und eine Anstellung im St.-Josef-Hospital fand, war „Schwester Rita” nicht nur auf der Inneren die Ansprechpartnerin im Krankenhaus bei Suchtfragen - bis zur Rente im letzten März.
„In jeder Beziehung” habe sie das Thema Sucht begleitet, beruflich und privat, in Gesprächen, in Vorträgen, Seminaren. Ohne die Unterstützung ihres Mannes Alfred und ihrer Kinder aber wäre das alles nicht möglich geworden.
Ganz persönliche Überzeugungsarbeit, so ihr Fazit, sei das Wichtigste: „Oft gibt es eine Gefühls-Blockade, Emotionen, Ehrlichkeit vermitteln, Fähigkeiten für neue Aufgaben erkennen, das ist dann wichtig.” Voraussetzung sei, dass Süchtige erkennen, was sie sich und ihren Partnern angetan haben. „Da geht es ans Eingemachte.” Dass sie ein Händchen dafür hat, hat Rita Kraeft bewiesen. Das sie nicht die Hände in den Schoß legen wird, ist jedem, der sie kennt klar. Im Gegenteil: Jetzt, in Rente, hat sie sich der Hospiz-Bewegung angeschlossen und will sich in der Sterbebegleitung engagieren. Möglichst in „ihrem” Hospital St. Josef, auf der Palliativ-Station.
Hintergrund: Verdienstkreuz und Kreuzbund
Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik besteht aus drei Teilen: Dem Kreuz, einem Schulterband und einer Anstecknadel. Nur bei besonderen Anlässen ist das Tragen des Kreuzes wie städitsche Empfänge gestattet.
Der Kreuzbund ist eine dem Caritasverband angeschlossene Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft für Suchtkranke und deren Angehörige, also der kath. Kirche nahe stehende Organisation. Treffen in Horst: donnerstags, 19.30 Uhr, St. Josef-Hospital.