Gelsenkirchen-Buer. Bis Ende April 2000 lieferte die Zeche Hugo Energie von unter Tage. In ein paar Jahren sind die Pappeln und Weiden erntereif, die jetzt auf dem aufbereiteten Zechenareal für den Biomassepark gepflanzt wurden. Sie liefern dann über Tage die Energie für ein klimaneutrales Kraftwerk.
Auf der noch von Klee überwucherten Brache im Schatten des markanten Hugo-Fördergerüstes sollen zukünftig Energie und Erkenntnisse geerntet werden. Dazu haben Schülerinnen und Schüler der benachbarten Rungenberg-schule gestern Mittag die ersten Pappel- und Weiden-Setzlinge gepflanzt. Beim Start für den Biomassepark wurden sie tatkräftig unterstützt von NRW-Umweltminister Johannes Remmel, RAG-Vorstand Bernd Tönjes und Oberbürgermeister Frank Baranowski.
Nach Aufbereitung und Umgestaltung des ehemaligen Zechen- und Kokereigeländes kann jetzt, knapp 15 Jahre nach der letzten Förderschicht auf Hugo, auf einer Fläche von rund 22 Hektar in den nächsten drei bis vier Jahren ein erntereifer Wald heranwachsen. Die so gewonnene Biomasse wird dann in einem noch zu errichtenden Kraftwerk klimaneutral verfeuert, ohne dass zusätzliches Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt. Die Kurzumtriebs-Plantage ist ein Referenzprojekt von RAG Montan Immobilien GmbH, NRW-Umweltministerium und der Stadt Gelsenkirchen, mit dem untersucht werden soll, wie sich ein Biomassepark unter technischen, forst- und betriebswirtschaftlichen sowie sozialen, ökologischen und stadtplanerischen Bedingungen auf einem stillgelegten Bergbaustandort betreiben lässt.
Breitenwirkung für den Stadtteil
Oberbürgermeister Frank Baranowski verwies auf die Breitenwirkung, die sich die Stadt von der Belebung der Zechenbrache verspricht: „Dieses zusätzliche Stück Natur in der Stadt schenkt uns neue Energie; es vergrößert den städtischen Freizeitraum; es bereichert aber auch die Köpfe, weil der Park auch ein Ort des Lernens sein wird.“ Denn der Biomassepark steht Schülern und Schulen als Lernort in Sachen Umweltbildung zur Verfügung – und den Nachbarn mit seiner Anbindung an die Schüngelbergsiedlung und die Rungenberghalde als Möglichkeit zur Freizeitgestaltung.
Johannes Remmel nannte den zukünftigen Biomassepark „beispielgebend“ in Bezug auf Klimaschutz, Rückgewinnung von Flächen („Jeden Tag verschwinden zehn Hektar an landwirtschaftlicher Fläche“) und Stadtteilerneuerung. Für Bernd Tönjes war der Besuch in Buer ein Wiedersehen mit seinem alten Arbeitsplatz. Denn der RAG-Vorstandsvorsitzende hatte 1998 / ’99 als Werksleiter auf Hugo gearbeitet, kurz bevor dort die letzte Schicht gefahren wurde. Der Bergbau verfüge über zahlreiche Flächen, um erneuerbare Energie zu erzeugen oder bereit zu stellen: „Auf Halden durch Windräder, auf Brachen durch Photovoltaik und unter Tage als Pumpspeicher und für die Wärmegewinnung aus Grubenwasser.“
Vergleichanbau in Österreich und im Rheinland
Reinhart Hassel, Leiter des benachbarten Landesbetriebs Wald und Holz NRW, kündigte an, dass weitere Setzlinge im kommenden Frühjahr gepflanzt werden. Ein Vergleichsanbau auf Flächen in Österreich und im Rheinland im Umfeld des Braunkohle-Tagebaus soll dann Erkenntnisse darüber liefern, wie Biomasse noch effizienter angebaut werden kann.