Gelsenkirchen. Zum Aufreger-Thema Straßenprostitution an der Münsterstraße führt die Stadt Gelsenkirchen Gespräche mit der Bezirksregierung in Münster. Anwohner haben mittlerweile Angst vor patrouillierenden Zuhältern in ihrer Siedlung. „Wir lassen uns unsere Existenz nicht zerstören“, sagen sie fast trotzig.

„Wir sind nicht zufrieden“, sagt Manuel M. „Wir fühlen uns wie in New York am Central Park.“ Manuel M. wohnt weit weg vom Big Apple, im bis vor einigen Monaten beschaulichen Eichkamp. Manuel M., der aus Angst vor gewalttätigen Zuhältern seinen richtigen Namen in der Zeitung nicht lesen möchte, ist enttäuscht.

Über die Ankündigung der Stadt, zunächst in Kooperation mit der Stadt Herten einen zeitlich befristeten Sperrbezirk rund um den Ewaldsee beim Regierungspräsidenten in Münster zu beantragen (die WAZ berichtete). Demnach soll die Straßenprostitution während der Sommermonate von 6 bis 22 Uhr und im Winter von 6 bis 20 Uhr verboten werden.

Demonstration gegen den Straßenstrich



Die Facebook-Gruppe „Straßenstrich – nein danke!“ ruft zur ersten Demonstration am „Ort des Geschehens“ am Samstag, 30. August, auf.

Treffpunkt ist um 15.30 Uhr am Lidl-Markt, Ecke Ewaldstraße/ Gelsenkirchener Straße in Herten. Wiederholungen der Aktion sind eingeplant.

„Sollte das zeitlich begrenzte Verbot kommen“, so befürchten Manuel M. und seine Mitstreiter, „fällt das einzige Argument weg, das die Bezirksregierung akzeptiert – die Gefährdung des Kindeswohles.“ Denn nach 22 Uhr tobten keine Kinder mehr durch das Wäldchen an der Münsterstraße. „Kinder sind dann nicht mehr gefährdet.“ Die Pöbelei gegen Jugendliche und Erwachsene, die Bedrohung und Vermüllung hingegen würden bleiben.

Gefährdung des Kinderwohls

Auf der anderen Seite der Stadtgrenze formiert sich der Bürgerprotest. Die Hertenerin Lea Novak will zusammen mit Petra Stanke und Michael Scherschel den Protest organisieren. „Um allen Entscheidungsträgern mal ein wenig Dampf unterm Hintern zu machen, haben wir vor, am Ort des Geschehens das im Grundgesetz verankerte Recht der gewaltfreien, spontanen Versammlung in Anspruch zu nehmen“, schreibt sie auf der facebook-Seite „Straßenstrich - nein Danke“. Und wenn es klappen sollte, nicht nur an einem Tag, sondern an einigen, aufeinanderfolgenden Tagen! „Wir denken, der beste Weg, die Damen los zu werden, ist der, ihnen einfach die Kunden madig zu machen, indem man die Geschäfte langfristig und dauerhaft stört“, so Lea Novak.

Die Leute aus dem Eichwäldchen sehen die Aktion kritisch. „Das Gewaltpotenzial auf Seiten der Zuhälter ist zu groß“, sagt Manuel M. „Ich habe keine Erfahrung mit dem Nahkampf und möchte sie auch nicht machen.“ Manuel M. appelliert an die Politik: „Eine zeitliche Befristung der Prostitution bringt uns nichts. Wir wollen, dass die Damen von der Münsterstraße verschwinden.“ Das wird allerdings schwierig. „Einen kompletten Sperrbezirk kriegen wir nicht hin“, sagt Stadtsprecher Martin Schulmann. Die Stadt Dortmund sei mit dem Vorhaben vor Gericht gescheitert. Und: „Man muss nicht zur Endstufe kommen“ – im Klartext: bis zum Bau der Verrichtungsboxen.