Gelsenkirchen-Buer. . Ulrike Purz, die neue Leiterin der Gesamtschule Buer-Mitte, will Schüleraustausch etablieren und Inklusion mit Herzblut vorantreiben: „Ich finde es richtig, dass wir uns die Separierung von Kindern verbieten.“ Das vergangene Schuljahr leitete die 52-Jährige die Schule bereits kommissarisch.

Gesamtschule? Als junge Lehrerin wusste sie gar nicht so recht, was diese Schulform sollte. In Zeiten der Stellennot nahm Ulrike Purz (52) trotzdem einen Job dort an. Zum Glück, findet sie heute: Sie avancierte zur glühenden Anhängerin des Typus Gesamtschule mit seiner individuellen Förderung – und leitet nun eine: die Gesamtschule Buer-Mitte (GBM) mit derzeit 1442 Lernenden und rund 110 Lehrenden. Warum Verwaltung, Organisation und Schulentwicklung für sie reizvoll sind und wo sie als Nachfolgerin von Dr. Brigitte Schulte neue Akzente setzen will, erläuterte sie im WAZ-Gespräch.

„Gemeinschaft erleben, Bildung erwerben, Menschen begegnen“: Das GBM-Motto ist auch für Ulrike Purz Programm, im ganzheitlichen Sinn. „Ich finde es spannend, welche Folgen organisatorische Veränderungen auf das gesamte Schulgefüge und seine Menschen haben“, sagt die systemische Organisationsentwicklerin. Im Mikrokosmos Schule hänge alles mit allem zusammen, „etwa was Impulse von außen wie Inklusion angeht“, mit der die GBM morgen startet.

Vielfalt fördern

Als „Zwangsbeglückung von oben“ will sie das „Gemeinsame Lernen“ von Kindern mit und ohne Förderbedarf nicht verstanden wissen: „Ich stehe voll hinter der Inklusion und finde es richtig, dass wir uns die Separierung von Kindern verbieten.“ Wichtig sei aber auch das Projekt „Vielfalt fördern“, das Schüler individuell fördere, sie mit Stärken und Schwächen vertraut mache. Ecken und Kanten abschleifen möchte sie dabei nicht: „Ich mag Schüler, die mal frech und unangepasst sind und schätze die Reibung mit Andersartigem.“

Motorrad-Fahrerin mit Vorliebe für Jazz und Literatur

In Herne geboren, in Wanne-Eickel aufgewachsen, in Gelsenkirchen zu Hause: Ulrike Purz ist Ruhrgebietlerin mit protestantischer Erdung – ihr Mann ist der einstige Schalker Pfarrer Dirk.

In ihrer Freizeit liest die 52-Jährige Literatur („keine Krimis!“), besucht Jazz-Konzerte („ich mag’s gern dissonant“) oder braust mit ihrem Motorrad, einer 800-er BMW, los.

Tatsächlich neu angehen will die Lehrerin für Französisch und evangelische Religion das Thema Auslandskontakte. „Ich möchte einen kontinuierlichen internationalen Austausch etablieren, etwa nach Frankreich und in den englischsprachigen Raum.“ Für optimierbar hält sie die interne Kommunikation der weitläufigen Schule mit ihren Standorten Nollenpad/Röckstraße sowie Rathausplatz.

Gesamtschule Erle keine Konkrrenz

Ein Neuanfang ist es für Ulrike Purz nicht: Fünf Jahre ist es her, dass sie von der Gesamtschule Horst als stellvertretende Leiterin nach Buer wechselte, das vergangene Schuljahr leitete sie zudem die Schule kommissarisch. So weiß sie sehr gut: „Die GBM hat sich in den 25 Jahren in Buer etabliert und einen Namen gemacht.“

Insofern sieht sie die morgige Neueröffnung der Gesamtschule Erle gelassen: „Natürlich wird sich diese auf die Anmeldezahlen für unsere Oberstufe auswirken, weil künftig Schüler womöglich in Erle bleiben. Aber wir müssen immer so viele Schüler abweisen, dass mir da nicht bange ist.“ Zumal die GBM mit der Sekundarschule Hassel kooperiere. Die Gründung der neuen Gesamtschule in Erle sei richtig gewesen, findet sie. „Es sind genügend Schüler für alle da, selbst wenn die Gesamtschulen später einen Zug weniger haben sollten.“