Gelsenkirchen-Buer. Karstadt in Buer, das war gestern. Am 6. September wird das Haus als Linden-Karree wiedereröffnet. Die Erinnerung an das buersche Großstadt-Warenhaus lebt aber - in Bremen. Dort ist Holger Bergt zu Hause, der alles sammelt, was etwasmit Karstadt und Althoff zu tun hat.
Karstadt in Buer - das war einmal. Nach dem Umbau der innenstadtprägenden Immobilie mit der behutsamen Renovierung der Fassade wird das Haus am Samstag, 6. September, als „Linden-Karree“ wiedereröffnet. Die Erinnerung an das Großstadt-Warenhaus bleibt lebendig - in Bremen. Dort ist Holger Bergt zu Hause, der in seiner Wohnung 70 prall gefüllte Ordner hütet, die alles über die Geschichte der Karstadt-Häuser erzählen. Einen Ordner hat der Hobby-Archivar für das buersche Haus reserviert.
Die Sammelleidenschaft begann, als der heute 49-Jährige sein Studium aufnahm und sich für den prägenden Karstadt-Stil der Warenhaus-Architektur interessierte. Das Studium hängte der Speditions- und Schifffahrtskaufmann bald an den Nagel, geblieben ist das Interesse an allem, was etwas mit der Unternehmensgeschichte zu tun hat: Fotos, Bauzeichnungen, Anzeigen und Mitarbeiter- und Kundenzeitschriften, die man korrekt abheften kann.
Und Bücher, Chroniken, Tassen, Bestecke und Kleiderbügel, die Regale um Regale füllen. Aus dem buerschen Haus konnte er mehrere Umsatzbücher retten, in die mit fein säuberlicher Handschrift notiert wurde, was in den einzelnen Abteilungen verkauft und dafür eingenommen wurde. Oder das bunte Kinder-Geschirr, das laut Aufschrift immer beim „Kinder-Mittwoch“ bei Althoff in Buer zum Einsatz kam.
Zwei Lichthöfe
Nach langer Zeit hat Holger Bergt der buerschen Innenstadt wieder einen Besuch abgestattet. Zum ersten Mal fällt sein Blick auf das herausgeputzte Gebäude. Auch wenn das Warenhaus in Buer und anderswo kaum noch eine Chance zum Überleben hat, freut er sich, dass in das historische Gebäude wieder Leben einziehen wird. „Auch das Haus in Buer wurde von Philipp Schaefer entworfen, der seit 1921 für Karstadt als Hausarchitekt tätig und für die Erweiterung des buerschen Hauses verantwortlich war“, erzählt Bergt. Die typischen Elemente moderner Warenhausarchitektur sind auch heute noch zu erkennen: der große Häuserblock, der sich an zentraler Stelle der Innenstadt, immer in Nähe des Marktplatzes, des Rathauses oder der Kirche befindet. Bergt: „Kennzeichnend ist die Weiterentwicklung eines klaren, sachlichen Stils, der sich in der vertikalen Gliederung der Fassade zeigt.“ Das war für die damalige Zeit neu, in der Architekten die Fassaden gerne horizontal gestalteten. Bergt: „Ein Beispiel dafür ist die Fassade des Sinn-Herrenhauses am Anfang der Hochstraße.“
Eckturm als verbindendes Element
Modern und großzügig gibt sich auch das Innere der Warenhäuser. Dafür stehen zum Beispiel die Lichthöfe, gleich zwei hatte das buersche Haus vorzuweisen. Davon ist, bei flüchtigem Blick, im Erdgeschoss und in der ersten Etage nichts mehr zu sehen. Doch Holger Bergt lässt sich von den Rigips-Wänden und anderen Einbauten nicht täuschen, zeigt auf Kanten in der Decke, die markieren, wo sich einst die Lichthöfe befanden oder der Übergang vom Alt- zum Neubau. Verbindendes Element dieser Gebäudeteile ist der Eckturm. Wer genau hinguckt, wie Holger Bergt, erkennt den Unterschied: Die Fassade des alten Teils weist zwischen den Etagen Kassetten-Elemente auf, die am Flügel zur Luciagasse hin fehlen.
Holger Bergt ist froh, dass das Haus in Buer eine Zukunft hat. Wenn schon nicht als Warenhaus, dann doch als Einzelhandelsstandort. Gleichwohl glaubt er an die Zukunft des Warenhauses.