Gelsenkirchen-Buer. . Das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium startet im August als erstes „G8“ mit der Inklusion, ebenso die Gesamtschulen Horst und Buer. Einige Eltern haben damit aber offenbar Probleme: In zwei Fällen zogen Erziehungsberechtigte die Anmeldungen ihrer Kinder am AvD zurück.

„Es ist normal, verschieden zu sein“: Womit Inklusions-Befürworter argumentieren, wird ab Sommer an drei zusätzlichen weiterführenden Schulen im Stadtnorden Unterrichtsalltag. Neben den Gesamtschulen Buer-Mitte und Horst startet mit dem Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium (AvD) Buer das erste „G8“-Gymnasium der Stadt mit dem „Gemeinsamen Lernen“ von Schülern mit und ohne sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf. Indes sind offenbar nicht alle Eltern davon überzeugt: In zwei Fällen zogen Erziehungsberechtigte ihre Anmeldung am AvD zurück.

Vier Schülerinnen und Schüler mit dem Entwicklungsschwerpunkt Lernen sind es, die ab 20. August am AvD in der „normalen“ Klasse (ohne Profil) integriert werden. Unterstützt werden Klassen- und Fachlehrer von einem Sonderpädagogen, ebenso wie an den Gesamtschulen Horst und Buer.

Warten auf den Sonderpädagogen

Ab August nimmt das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium Buer vier Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf auf.
Ab August nimmt das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium Buer vier Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf auf. © WAZ FotoPool

AvD-Leiter Friedrich Schenk wartet schon auf den Pädagogen bzw. die Pädagogin, „der oder die uns auf die Anforderungen vorbereitet und bei der Auswahl von Arbeitsmaterialien hilft“. Ob die Doppelbesetzung in jedem Fach nötig ist, „wird man sehen“.

So viel gemeinsamer Stoff wie möglich: Das ist das Prinzip des Gemeinsamen Lernens (GL), das per NRW-Gesetz ab August Regelfall wird. Eltern müssen dann nicht länger die Aufnahme an einer allgemeinen Schule eigens beantragen. „In Mathe oder Deutsch wird der Stoff aber wohl zu komplex sein, so dass der Förderschullehrer die vier Kinder mit anderem Material versorgen und auch mal in den Differenzierungsraum nehmen wird“; denn die Schüler werden „zieldifferent“ unterrichtet.

Bedenken einiger Eltern

„Wichtig ist, dass beide Seiten zu ihrem Recht kommen. Die Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf brauchen erhöhte Aufmerksamkeit; die anderen Schüler müssen in einer dem Gymnasium angemessenen Weise unterrichtet werden“, betont Schenk.

Genau daran zweifeln einige Eltern: Als sie im Anmeldegespräch vom Start der Inklusion am AvD erfuhren, nahmen Erziehungsberechtigte in zwei Fällen ihre Anträge zurück und wechselten zu einem anderen Gymnasium. „Die Sorge war, dass ihre Kinder nicht ausreichend gefördert werden. Das ist auch ein Grund für die große Nachfrage nach dem bilingualen Profil.“ Andere Eltern hätten sich aber auch offen für GL gezeigt. Das AvD bildet zwei bilinguale Klassen à 32 Schülern, die „normale“ Klasse zählt 28 Kinder.

Beck: „Ein Gewinn für alle“

Bedauert die Ummeldungen: Schuldezernent Dr. Manfred Beck.
Bedauert die Ummeldungen: Schuldezernent Dr. Manfred Beck. © WAZ

Schuldezernent Dr. Manfred Beck bedauert die Eltern-Bedenken, ist „aber sicher, dass GL ein Gewinn für alle sein wird“. Studien belegten, dass besonders Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen davon profitierten, „ohne Nachteil für die leistungsstarken Schüler“.

Die Gesamtschulen Horst und Buer, die in neun Jahren zum Abitur führen, stellten keine Vorbehalte bei Eltern fest. „Viele kennen GL bereits aus der Grundschule und schätzen es, dass oft zwei Lehrer im Klassenraum sind“, so Rolf Steinwede, Leiter der Gesamtschule Horst. Ulrike Purz, kommissarische GBM-Leiterin, vermutet „Informationsdefizite“ bei vielen Eltern. „Manche wissen gar nicht so recht, was Inklusion eigentlich ist.“