Gelsenkirchen-Buer. . Das Brauchtum soll auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen werden. Die Schützen hoffen, diese Auszeichnung könnte die Vereine neu beleben. Denn sie kämpfen um jedes Mitglied. Ansonsten wissen viele Grünröcke nicht so genau, was die Auszeichnung bedeutet

Die Schützenvereine möchten auf die Unesco-Weltkulturerbe-Liste: Warum eigentlich? Franziska Gerk und Angelika Wölke wollten es von den Vereinen im Norden wissen.

Was ist schützenswert am Brauchtum der Grünröcke?

Eberhard Stiller, Ehrenvorsitzender der Schützen Buer 1769: Wenn ich das wüsste...

Petra Weinert, Schützenkönigin Buer 1769: Ich glaube, das hängt mit der Tradition zusammen, die es seit etlichen Jahren, von früher her gibt....

Anders gefragt: Die Schützen sind bekannt für ihre Feste, was macht sie sonst noch aus?

Stiller: Natürlich, aber gerade bei den Festen sind wir einzigartig auf der Welt. Diese Tradition ist schützenswert, mit dem Königsschießen, dem Hofstaat und den Umzügen.

Woher stammt denn diese Tradition?

Wie sehen Sie die Schützen


„Beim Thema Schützenvereine habe ich immer noch das Bild von den Spielmannszügen, die durch die Straßen marschieren, vor Augen. Aber letztendlich ist diese Tradition nur noch in ländlichen Gebieten verwurzelt. Auch hier fehlt der Nachwuchs und die Kultur stirbt aus. Daher denke ich, dass die Schützen zu unbedeutend für den Titel Kulturerbe ist.“ Hans Steimel

„Mit Schützenvereinen verbinde ich immer Tradition und Kultur. Es ist wichtig, dass die Bräuche aus der damaligen Zeit auch noch heute und an die nächsten Generationen weitergegeben werden – auch wenn wir heutzutage keine Schützenhilfe im eigentlichen Sinnen mehr brauchen. Ich würde das Schützentum als Kulturerbe unterstützen.“ Volker Schalt

„Schützenvereine sind weit mehr als nur Feiern und Trinkkultur. Blickt man auf die vergangenen Jahrhunderte zurück, dienten die Schützen der Sicherheit. Und noch heute werden diese Traditionen bewahrt. Auch die ehrenamtliche Arbeit der Mitglieder muss anerkannt werden. Oft sieht die Außenwelt nur die Feierlaune der Schützen.“ Helmut Müssig

Stiller: Aus der Historie. Die Schützen waren die Bürgerwehr der früheren Jahrhunderte. Wenn von außen marodierende Banden die Stadt bedrohten, haben sie sie verteidigt. Schützen haben früher auch die örtliche Feuerwehr mitgestellt.

Bruno Weinert, Kompanieführer der Bürgerschützengilde Westerholt 1583: Die Tradition der Westerholter Schützen reicht bis in das Jahr 1583 zurück, als wir das Schloss des Grafen noch beschützt haben. Später ist daraus das Königsschießen entstanden, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Das ist ein Grund für das Kulturerbe.

Aber heute müssen die Vereine keine Städte und Schlösser mehr verteidigen.

Stiller: Militärisch haben sie keine Bedeutung mehr.

Apropos Bedeutung: Könnte ein Eintag auf der Unesco-Liste auch den Bestand der Vereine garantieren?

Stiller: Da kann ich nur spekulieren. Natürlich müssen wir gegen den Verlust von Mitgliedern kämpfen. Die Zeit läuft den Schützenvereinen weg. Es mag sein, dass die Antrag stellenden Vereine sich insgeheim erhoffen, dass es durch einen Unesco-Titel besser wird.

Wäre es denn so?

Stiller: Das weiß ich nicht. Aber wenn wir aufgenommen würden, würde ich mich persönlich nicht gebauchpinselt fühlen.

Wie werden die Traditionen weitergegeben?

Bruno Weinert: In Westerholt wird die Tradition nur noch von den älteren Mitgliedern gelebt. Wir haben uns auch zu einem Sportschießverein weiterentwicklen müssen, damit der Nachwuchs überhaupt zu uns kommt. Früher waren Schützenfeste ein Großereignis. Heute kann man froh sein, wenn die Gäste das Königsschießen besuchen. Das Interesse an gelebter Tradition ist nur noch in den Hochburgen, wie Neuss oder auf dem Land, da.

Wie sieht denn die Entwicklung konkret aus?

Stiller: Wie hatten in Buer vor einigen Jahren noch 600 Mitglieder. Heute haben wir noch knapp 200.

Woran liegt das?

Stiller: Sicherlich auch daran, dass wir unser Schützenfest nicht mitten in der Stadt, sondern am Rand, auf der Königswiese, abhalten müssen. Das ist vielen Menschen zu weit .