Gelsenkirchen-Buer. . Madrigalchor und Ensemble „Faux Pas“ brillierten in der Apostelkirche mit einem Kontrastprogramm: Mendelssohn und lateinamerikanische Klänge
Brechend voll war am Sonntagnachmittag die Apostelkirche. Denn was dort geboten wurde, gibt es in buerschen Gotteshäusern so häufig nicht zu hören: Tango. Angetreten waren zum einen der Madrigalchor, zum anderen das Tangoensemble „Faux Pas“.
Ins Programm, das unter dem Namen „Mendelssohn tanzt Tango“ stand, startete der Chor mit zwei Liedern aus „Drei geistliche Lieder“. Zunächst hörten die Gäste „Lass, o Herr, mich Hülfe finden“, ein gelungenes Wechselspiel zwischen der Solistin Francisca Hahn und dem Madrigalchor, geistlich, besinnlich und sehr schön. Auch das nächste Stück, der „Choral“, war von ähnlichem Charakter, hier aber trat der Chor kraftvoller auf, schien gelöst.
Dann stellte das international tätige Tango-Ensemble sein Können unter Beweis. Eine „Einführung“ in den Tango hatte Pastor Stefan Iwanzcik eingangs versprochen. Doch was nun kam, war eine Einführung mit der Holzhammer-Metode. Zu hören gab es Piazollas „Tango del Diablo“, der für Neulinge im Genre sicher fremdartig war, für echte Kenner aber ein Hochgenuss. Dynamisch nahm das Stück an Fahrt auf, wurde dabei aber zunehmend glatter und richtig groovig, im Mittelteil dann aber lieblich, romantisch und leidenschaftlich. Am Ende dominierte wieder die anfängliche Dynamik – einfach großartig. Das Ensemble präsentierte sich hier und in weiteren Stücken virtuos und als wahrlich ausgewiesene Könner des Faches. Ein Konzert-Höhepunkt für die Region, das sich auch mit „Spanish Café“ von Graham Lynch von der besten Seite zeigte, warm in seiner Klangsprache, mit bittersüßer Melancholie und Leidenschaft. Ein Stück, in welchem sich stillere und lebendigere Momente abwechselten – fantastisch.
Und als wäre das nicht schon herausragend genug, kam dann erst, was so lange geprobt worden war. Der Madrigalchor brachte die „Misa a Buenos Aires“ von Martin Palmeri zur Aufführung – der Höhepunkt monatelangen Probens. Und Neuland für die buerschen Sängerinnen und Sänger, die sich hier sehr erfolgreich auf neue Klänge eingelassen hatten.
Messe „Misa a Buenos Aires“
Begleitet vom Ensemble „Faux Pas“, das die Tango-Messe bereits mehrfach unter der Leitung des Komponisten selbst aufgeführt hatte, sang der Chor diese so ungewöhnliche Messe, die sich im strukturellen Aufbau aber nicht von anderen unterscheidet. Sie beginnt mit einem kraftvollen „Kyrie“, das gleich hohe Anforderungen an die Sänger stellte – welchen diese aber gerecht wurden. Beschlossen wird die Messe vom „Agnus Dei“, stimmungsvoll und ausdrucksstark.
Nach solch beeindruckendem Konzert gilt es nicht nur, den Sängern und Musikern Respekt zu zollen. Auch die Kantorin Martina Wronski hat ihn verdient, weil sie sich mit dem Projekt auf vielerlei Hinsicht auf neues Terrain wagte. Und das mit großem Erfolg.