Gelsenkirchen-Buer. . „Wir sind Papst“ war gestern. Heute gilt: „Buer ist Generalprior in Rom“ – auch wenn Servitenpater Gottfried M. Wolff das nicht gerne hört. „Ich würde das nie so sagen“, mag er kein Aufhebens machen um die Tatsache, dass er nun als „Chef“ ist von rund 950 Mitbrüdern weltweit.
„Wir sind Papst“ war gestern. Heute gilt: „Buer ist Generalprior in Rom“ – auch wenn Servitenpater Gottfried M. Wolff das nicht gerne hört. „Ich würde das nie sagen. Stolz ist nicht so mein Ding“, mag er kein Aufhebens machen um die Tatsache, dass er nun als „Chef“ von rund 950 Mitbrüdern weltweit die Richtung des Ordens vorzugeben hat. Aber die Eigendynamik dieses Amtes, sie hat den 55-Jährigen schon fest im Griff.
Buer, Innsbruck, und – ab 1. November – Rom: Diese Koordinaten bestimmen den Terminkalender des Paters. Ein Interview mit der WAZ hineinzuquetschen, ist – ohne bösen Willen – schwierig genug angesichts der neuen Amtsgeschäfte als Generalprior in Rom, der seine alten Verpflichtungen als Provinzial der Tiroler Servitenprovinz (inklusive dem Kloster in Buer) abzuwickeln hat, ebenso wie die als Seelsorger in St. Mariä Himmelfahrt.
Provinz-Amtssitz nach Buer verlegt
Seit 1997 war Pater Gottfried mit einer dreijährigen Unterbrechung vor Ort im Kloster an der Erlestraße, seit 2009 freilich mit einer halben Stelle. „Meine Hauptaufgabe bestand darin, die Provinz zu leiten. Es war schon Wagnis genug, als Provinzial mit einer 400-jährigen Tradition zu brechen und den Amtssitz von Innsbruck nach Buer zu verlegen.“ Hintergrund war ein personeller Engpass nach der Versetzung von zwei Patres.
Fülle an Aufgaben
„Mit dem in Rom angestammten Amtssitz des Generalpriors kann ich das natürlich nicht machen“, sagt der gebürtige Bayreuther lachend. Das neue Amt, es flößt ihm durchaus Respekt ein mit der Fülle an Aufgaben: Er hat über die Einhaltung der Ordensregeln ebenso zu wachen wie (Besuchs-)Termine in der „servitanischen Familie“ wahrzunehmen, sprich: in Frauen- und Männerklöstern und bei „unzähligen“ Laiengruppen weltweit; auch Öffentlichkeitsarbeit und die Bearbeitung von Problemfällen zählen dazu, etwa wenn die Chemie zwischen Brüdern und ihren Oberen nicht stimmt oder ein Pater heiraten will. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir Menschen hart arbeiten müssen, um etwas zu erreichen. Aber letztlich ist es doch Gott, der die Türen öffnet.“
Abschied in St. Mariä Himmelfahrt
Dass die 50 Wahlberechtigten des Generalkapitels am Wallfahrtsort Maria Weißenstein in Südtirol ihn, den Bueraner, ganz oben auf der Kandidatenliste hatten, konnte er bis zuletzt nicht glauben; „schließlich wurde ja über viele Kandidaten geredet.“ Als die Wahl schlussendlich per absolute Mehrheit auf ihn fiel, „schloss ich erst einmal die Augen, um ganz bei mir zu sein. Aber dann spürte ich, wie alle darauf warteten, dass ich die Wahl annehme, und da blieb mir nichts anderes übrig, als die Augen wieder zu öffnen.“
Abschied von Buer
Seitdem ist er auf dem Sprung nach Rom – und auf Abschiedstournee in St. Mariä Himmelfahrt. „Ich habe mich in Buer sehr wohl gefühlt und werde die Menschen hier vermissen, zumal die Arbeit mit der Frauengemeinschaft, die ich immer begleitet habe, und die Erstkommunionvorbereitung in St. Pius Hassel.“
Erfahrungen gesammelt
Was er an Erfahrungen mitnimmt aus Buer? „Ich habe hier im Ruhrgebiet viel gelernt als eigentlich mundfauler, zurückgezogener Bayreuther: Dass man über alles reden und dabei ruhig lauter werden kann. Danach ist alles wieder gut.“