Schönes Wetter, Sommerfest, Schlagernacht: Der Poetry-Slam hatte wahrlich große Konkurrenz am Freitagabend. Wegen der angenehmen Temperaturen verfrachteten Michael Meyer und das Team des Cafe-42 in Beckhausen die Bühne kurzerhand nach draußen, sieben Slammer unterhielten dort ihr Publikum. Am Ende setzte sich Slammerin Mulle durch.

Nach bewährter Manier ermittelten die Zuschauer ihre Favoriten: In zwei Vorrunden sammelten die Teilnehmer Stimmen, die besten drei durften im Finale noch ein weiteres Mal antreten. Die Bandbreite war groß: ernste Texte, etwas zum Lachen, oder „irgendwas mit Gefühlen“. Der erste Text von Sim, der den Auftakt macht, behandelt beispielsweise die aktuellen Geschehnisse in der Türkei, die Gewalt auf dem Taksim-Platz. Und das Gedicht endet mit einem Plädoyer für Toleranz und Demokratie.

Lustig geht es bei Max zu, der spontan einsprang, weil ein Teilnehmer nicht angetreten ist. „Slammer sind unzuverlässig“, sagt Michael Meyer. Viele Slams hat er in Beckhausen bereits organisiert, und gerade Neulinge tauchen zum Auftritt nicht immer auf. Doch Max füllt die Lücke gut, unterhält sein Publikum mit einer langen Liste. „Neulich war ich so einsam, dass ich die Zeugen Jehovas zum Tee bei mir zu Hause eingeladen habe“, erklärt er. „Manchmal bin ich so einsam, dass ich eine lange Liste schreibe und sie anderen Leuten vorlese“, beendet er seine Aufzählung geschickt.

Für einen Finalplatz reicht die Darbietung allerdings nicht, neben Sim kommt mit David der prominenteste Slammer unter den Teilnehmern in die Runde der letzten Drei. Einen bis zwei Plätze hält Organisator Meyer immer für bekanntere Slammer frei, um dem Publikum garantiert etwas zu bieten. „Es gibt viele Slammer im Ruhrgebiet, und viele richtig gute Slammer. Bei einer Top 25 wäre David auf jeden Fall dabei.“Dass es am Ende allerdings nicht unbedingt darauf ankommt, wer sich den ersten Platz sichert, erklärte Ruby in einem Gedicht. Darin spann sie den Bogen vom Heimatgefühl zum Wir-Gefühl der Slammer und den schönen Erlebnissen auf der Bühne: „Am Ende haben wir alle gewonnen.“