Gelsenkirchen-Hassel. Was nicht passt, wird passend gemacht: Wie gut die Hasseler in dieser Disziplin sind, zeigten sie nicht ohne Stolz gestern beim symbolhaften „ersten Spatenstich“ für das neue Stadtteilzentrum am Eppmannsweg – auch ohne Spaten: Als es galt, eine Kapsel mit Segenswünschen für das Projekt einzumauern, entpuppte sich der Behälter als zu eckig für die runde Öffnung in der Ziegelsteinwand. Nacharbeiten war also angesagt kurz vor dem offiziellen Part mit NRW-Bauminister Michael Groschek. Aber daran sind die Akteure ja gewöhnt nach sieben Jahren intensivster Vorbereitungszeit.

Dass es gestern endlich losging, erschien selbst dem städtischen Baudezernenten Michael von der Mühlen fast wie ein Wunder: „Es gab bei den Förderanträgen und den Haftungsfragen so viele Klippen, an denen der Umbau des Gemeindezentrums der evangelischen Lukas-Kirchengemeinde zum Stadtteilzentrum Hassel hätte scheitern können“, würdigte er den langen Atem aller Beteiligten dieses Modells einer neuartigen Partnerschaft von Stadt und Land, Wirtschaftsunternehmen, Banken sowie Religionsgemeinschaften auf der Basis bürgerschaftlichen Engagements. Wie berichtet, ist die Bürgerstiftung „Leben in Hassel“ Träger des Zentrums.

Groschek: „Zukunftsinvestition“

Der Minister geriet gar ins Schwärmen über das „Klima des Aufeinanderzugehens im Alltag“, das in dem Projekt mit offener Kinder- und Jugendarbeit, Fahrradwerkstatt, Beratungsdiensten, Kulturveranstaltungen und (integrativer) Gastronomie zum Ausdruck komme. „Das sind gute Voraussetzungen für unsere Fördergelder von 3 Millionen Euro“, lobte er diese „Zukunftsinvestition nicht nur in Mauern, sondern auch in Menschen“. Dass die Gemeinde mit ihrem damaligen Pfarrer Dr. Rolf Heinrich als Initiatorin Nächstenliebe ummünze in Solidarität mit der Nachbarschaft, sei eine „tolle Öffnung von Kirche in den Stadtteil“.

Dieses „soziale, menschliche Fundament“ des 4,5-Millionen-Euro-Projekts hob auch Oberbürgermeister Frank Baranowski hervor. Mit der „Bereitschaft der evangelischen Kirchengemeinde, ihr Haus nicht allein für evangelische Christen zu öffnen, sondern für alle Menschen in Hassel“ sei das Gemeindezentrum „zu einem Nukleus des bürgerschaftlichen Engagements in Hassel“ geworden. Die Gemeinde stellt die Grundstücke mit Lukas-Kirche und Dietrich-Bonhoeffer-Haus ohne Erbpacht zur Verfügung.

Während Rüdiger Höcker, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Gelsenkirchen und Wattenscheid, die Zusammenarbeit so vieler Beteiligter in der Bürgerstiftung als einer der letzten Redner gut evangelisch auf den Punkt brachte („Gemeinsamkeit ist ein Segen“), traten etliche Gemeindeglieder genau dafür den Beweis an: Sie trafen sich am Grill oder an einem der vielen Infostände im Rahmen des Stadtteilfests.