Im „kleinsten Zirkus der Welt“ gibt’s ein großes Vergnügen: Dressierte Flöhe zeigen, wie sie Karussells ziehen, Scheiben drehen oder Tore schießen können – auf Hof Holz, im Rahmen eines nostalgischen Jahrmarkts.
Gelsenkirchen-Beckhausen. „Herzlich willkommen im kleinsten Zirkus der Welt“, begrüßt Florian Kalb die rund 20 Zuschauerinnen und Zuschauer. Mehr passen nicht rein in den kleinen Wagen auf der großen Wiese von Hof Holz, in dem sich gleich Unglaubliches abspielen wird.
„Habt ihr schon einmal einen Floh gesehen?“, wendet sich der Direktor an die Kinder. Und als die den Kopf schütteln, zaubert Kalb einen unter dem Tisch hervor. Das Tier hängt an einem Draht. So wie es alle Artisten hier tun. Damit sie sich nicht unters Volk mischen. Das nämlich hätte eher abschreckende Wirkung.
Während der eine Floh am Draht herum gereicht wird, betritt der erste Artist die Manege. „Die Sensation in Gelsenkirchen: der stärkste Floh der Welt – August“, moderiert der Dompteur an, dass dieser kleine Floh ein Karussell drehen werde, das ein Vielfaches seines Körpergewichtes wiegt. „Und der August fängt an, das Karussel zu ziehen. August komm! August!“ Dann wendet er sich entschuldigend an die Gäste: „Der August ist manchmal etwas eigensinnig.“ Doch dann, endlich, dreht sich das kleine Karussell. Ein erstauntes Raunen geht durch die drei Reihen.
Sehr einseitig talentierte Tierchen
„Jeder Floh hat ein Talent. Das muss man erkennen und fördern“, hat Florian Kalb im Vorfeld erklärt. „Der eine kann etwas ziehen, der andere tanzen. Aber jeder kann nur eine Sache.“ Die aber lerne er dafür schnell. In rund einer Woche sei ein Floh dressiert. Etwa vier Monate lang könne er dann sein Können in der Manege unter Beweis stellen. Danach möge er kein Menschenblut mehr und sehne sich nach Katzenblut, seiner eigentlichen Nahrung.
Weiter geht’s. Fridolin und Theodor betreten die Bühne. Fridolin erhält eine kleine weiße Scheibe, die immerhin das Fünfzigfache seines Körpergewichtes wiegt. Und die dreht er nun. Nach etwas Motivationsarbeit durch Kalb, der immer ruft: „Fridolin, dreh!“ Theodor hat mehr Spaß an der Sache. Er kann Minifußbälle in ein Minitor befördern. Fußball kann man dazu eigentlich nicht sagen. Denn er wirft die Bällchen eher gen Tor. Aber egal, wichtig ist, er netzt einen nach dem andern ein.
„Jetzt wird es international. Hier haben wir die Angela aus Berlin“, zeigt der Direktor einen Floh, der eine Kutsche zieht mit Deutschlandfahne. „Der Rudi aus Wien mit einem Fiaker. Und der Alladin zieht eine Diamentenkiste.“ Die Gäste lachen, staunen. „Ich dachte immer, das sei ein Trick“, meint eine Besucherin. „Nein. Hier ist alles echt. Natürlich gibt es auch Flöhe, die nichts können“, lacht Kalb. „Das sind dann die, die ich zu Beginn herum reichen lasse.“