Gelsenkirchen-Buer. .

Der Highway in der texanischen Wüste ist menschenleer, kein Truck brettert durch die endlosen Weiten, nur ein paar Reisigbüsche werden vom Wind über den Asphalt geweht und von irgendwoher klingt Musik durch die vom Lorenz aufgeheizte Luft....

Nein, wir befinden uns nicht im Vorspann eines Tarrantino-/Rodriguez-Films, sondern haben gerade die Kopfhörer aufgesetzt, um dem Kopfkino beim Lauschen der neuen White, Hot & Blue Scheibe „The Trip“ freien Lauf zu lassen. Und da gibt es einiges zu erhören.

Entspannte leise Töne

Dabei gehen die fünf Herren (Ulli Tietze – Bass/Gesang, Thomas Erkelenz – Gitarre/Gesang, Gregor Hengesbach - Gitarre, Martin Scholz - Keyboard, Daniel Sanleandro – Schlagzeug) bewusst bedächtig, nein: entspannt zu Werke. Tube-Screamer-Orgien im Stil eines Gary Moore sucht man auf dem Rundling vergebens; dafür regieren in der ersten Hälfte eher leise Töne.

Große Emotionen

Da wird die Les Paul auch mal gegen die Akustik-Gitarre getauscht, das Schlagzeug weicht Percussion-Elementen. Dazu schaltet die Veteranentruppe einen Gang herunter und lehnt sich zurück, was der Combo aber keineswegs schlecht zu Gesicht steht.

Bestechende Töne

Im Gegenteil: Denn anstatt wie viele Genregenossen gerade in den ruhigen Momenten gerne mal den Putz von den Wänden zu langweilen, bestechen White, Hot & Blue bei jedem Ton (auch und gerade weil es nicht so viele sind – weniger ist manchmal mehr) mit großen Emotionen.

Keine Dudelorgien

In der zweiten Halbzeit des mit üppiger Prägung bemessenen Datenträgers (19 Songs, 57 Minuten) nimmt das Schiff dann etwas mehr Fahrt auf. Hier noch ein bisschen Delta, da noch ein bisschen Soul und fertig ist die Laube, wobei man sich auch weiterhin keinen exzessiven und vor allem selbstbeweichräuchernden Dudelorgien hingibt.

Musikaliche Klasse

Neben der musikalischen Klasse besticht „The Trip“ vor allem durch seinen exzellenten Sound. Produzent und Hauptsongschreiber Thomas Erkelenz hat beim jüngsten Werk seiner Band viel Wert auf Transparenz und Dynamik gelegt, was in Zeiten von hochgedröhnten, auf schiere Lautstärke selbst im mp3-Mini ausgelegten Klangwelten nicht unbedingt selbstverständlich ist. Auf „The Trip“ hört man auch den leisesten Ton der Hammondorgel und auch das sanfteste Zupfen an der Gitarrensaite.

Auch auf Vinyl

Der Tonträger „The Trip“ ist ab sofort im gut sortierten Plattenhandel (stationär wie online) als auch als Download zu erstehen. Sammler und Traditionalisten sollten die Blick ruhig einmal schweifen lassen: Das gute Teil gibt’s nämlich auch in klassischem Gewand auf Vinyl.