Gelsenkirchen-Buer. .

Der Wind pfeift allen um die Ohren. Es ist bitterkalt. Und irgendwie passt es, dass sich am Fuße der Rungenberghalde viele Frauen treffen, um gemeinsam dem Leidensweg Christi zu gedenken und den Kreuzweg zu beten. Noch allerdings ist die Stimmung locker und gelöst, als ob ein gemeinsamer Ausflug auf dem Programm steht.

„Wir haben vier Stationen ausgewählt, von denen wir denken, dass sie aus der Sicht der Menschen heute wichtig sind“, so Cäcilie Steinert, eine der Organisatorinnen und im Vorstand er kfd Pfarrkonferenz St. Urbanus. „Heute kommt Barmherzigkeit vor. Das wollen wir in den Blick nehmen.“ Das Thema soll die Frauen durch die nächsten Tage begleiten und Denkanstoß sein.

Mit Holzkreuz entlang der Halde

Aufstellen. Cäcilie Steinert und Gabriele Timmermann schreiten voran. Die eine trägt in der Hand ein Mikrofon. Die andere trägt würdevoll ein großes, hölzernes Kreuz. Die rund 30 Frauen folgen. „Ich bin hundertprozentig praktizierende Christin und gehe jede Woche zur Kirche. So wie früher. Das gehört für mich dazu“, erzählt Hildegard Schüttert, warum sie immer, wenn es ihr irgendwie möglich ist, an diesem Gebet teilnimmt. „Das ist etwas ganz Anderes. Draußen unter freiem Himmel. Das gibt einem das Gefühl, etwas Gutes für sich zu tun. Damit beginnt die Osterzeit.“ Und die letzten Tage vor Ostern widmet sich die Katholikin ganz dem Osterthema. „In der Woche wird bei uns sogar keine Schokolade gegessen. Und das heißt schon was“, lacht Gabriele Timmermann.

Schluss mit lustig. Die Frauen laufen schweigend den Weg entlang gen Rungenberghalde. Der Wind schneidet noch schlimmer. Es ist eisig. Trotzdem sind alle sehr konzentriert. „Das Beten des Kreuzweges ist mit Stille verbunden“, hatte Cäcilie Steinert schon im Vorfeld angekündigt. So ist es.

Gleich an der ersten Wegkreuzung wird Station gemacht. Cäcilie Steinert zückt das Mikrofon. Doch dem Verstärker scheint es auch zu kalt zu sein. „Funktioniert das Mikro?“, fragt die Organisatorin. Und endlich tut es das. „Wer den Kreuzweg geht, lässt sich tiefer in das Geschehen hineinziehen“, erklärt Cäcilie Steinert, dass es auch darum geht, die eigene Leidensgeschichte im Licht des Passionsweges zu betrachten. Dann erhält jede der Teilnehmerinnen von Gabriele Timmermann ein kleines Kreuz. „Das wird am Ende des Weges ans große Kreuz geklebt. Und das große Kreuz vertrauen wir Jesus an.“

Ein vorgelesener Text stimmt ein auf das Thema der ersten Station: „Jesus fällt unter dem Kreuz“. Danach singen die Frauen „Herr, erbarme dich“. Ihren Gesang trägt der Wind davon. Er zeigt kein Erbarmen mit den Frauen, die nun weiter gehen zur Kirche St. Ludgerus. Ein gefühlt langer Weg. Und ein beschwerlicher, bei solchen Witterungsverhältnissen. Doch das passt zum Thema.