Gelsenkirchen-Beckhausen.

Um einen großen Tisch herum sitzen sie. Vor jedem liegt ein Album oder gar mehrere. Und viele Bücher auf dem Tisch tragen in großen Lettern die Aufschrift „Michel“. Doch wer da an einen Lausbuben aus Lönneberga denkt, der irrt. Die Kataloge geben Auskunft über den Wert von Briefmarken. Und am Tisch sitzen die Mitglieder des Briefmarken-Vereins Buer.

Einige von ihnen beschäftigen sich mit der großen weiten Welt. Andere mit der lokalen Postgeschichte. So wie Walter Mielenz. Ihm haben es die alten Poststempel von Buer angetan.

Briefmarken nach der Hochzeit

„Wir haben als Kinder die Vorderseiten von Zigarettenschachteln gesammelt. Das war der Anfang. Dann kamen die Briefmarken“, erinnert sich Mielenz, der im Alter von 14 Jahren das Sammeln beendete. „Da war die Disko wichtiger.“ Erst nach der Hochzeit und der Geburt des Kindes fand er zu seinen Briefmarken zurück. Und er spezialisierte sich auf buersche Poststempel. „Ich hatte irgendwann eine Briefmarke gefunden, die trug einen Stempel vom Postamt Buer aus dem Jahr 1898.“ Das Interesse war geweckt. Heute gibt es kaum mehr einen Stempel, den Walter Mielenz nicht in seiner Sammlung hat: „Bei so etwas sind die Stempel sogar wertvoller als die Marke. Kürzlich bot ein Kölner Auktionator eine Preußenmarke an mit buerschem Stempel. Ohne den ist die Marke rund 20 Euro wert. Mit dem Stempel waren es 200.“

Bestätigend nickt Reiner Laarmann. Er sitzt gleich neben Walter Mielenz, hat einen Kaffee vor sich. Der Mann gilt als Experte in Sachen buerscher Geschichte, ist spezialisiert auf alte Ansichtkarten. Mehrere tausend nennt er sein Eigen. „Alle aus der Zeit, als die Stadtteile noch selbstständig waren“, erklärt der Historiker, der seit 30 Jahren in Buer einen Laden hat für Briefmarken und Münzen und sein Hobby somit zum Beruf gemacht hat: „Solche Sammlerstücke sprechen Menschen an, die Spaß an der Geschichte haben.“ Und davon gebe es in Buer noch recht viele.

Lebendig geht es zu im Nebenraum des Lokals „Bauer Becks“. Die Männer tauschen sich rege aus, wissend, dass ihre Leidenschaft nicht den Geschmack junger Menschen trifft. „Das ist der Unterschied. Wir hatten damals nicht diese vielfältigen Angebote“, plaudert Walter Mielenz aus dem Nähkästchen. „Jeder zweite hat damals Briefmarken gesammelt und auf den Schulhöfen wurde getauscht“, erinnert sich auch Reiner Laarmann.

Alben für den jungen Nachwuchs

Nur selten verirren sich Jugendliche her. Auch wenn man auf ihren Besuch bestens vorbereitet ist. Das führt Werner Bittermann vor, der erste Vorsitzende des Vereins. Er zückt ein Album, das bunte Marken enthält. Allesamt geziert von Comic-Motiven. „Die verschenken wir, wenn mal Kinder kommen“, erklärt der Vorsitzende. Und schon wird wieder diskutiert, werden Marken vorgezeigt und wird getauscht. Denn dafür sind sie eigentlich dort, die Männer vom Briefmarken-Verein Buer.